Ukraine (1991 - )from the Wikipedia | Read original article |
Україна Ukrajina Ukraine |
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Amtssprache | Ukrainisch; regional auch Krimtatarisch, Rumänisch, Russisch und Ungarisch | ||||
Hauptstadt | Kiew | ||||
Staatsform | Republik | ||||
Regierungssystem | semipräsidentielles System | ||||
Staatsoberhaupt | Präsident Petro Poroschenko |
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Regierungschef | Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk |
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Fläche | 603.700 (davon 26.080 AR Krim) km² | ||||
Einwohnerzahl | 45.426.200 (1. Januar 2014)[1] | ||||
Bevölkerungsdichte | 75 Einwohner pro km² | ||||
Bruttoinlandsprodukt
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2013[2] | ||||
Human Development Index | ▲ 0,734 (83.)[3] | ||||
Währung | Hrywnja (UAH) | ||||
Unabhängigkeit | 24. August 1991 (von der Sowjetunion) |
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Nationalhymne | Schtsche ne wmerla Ukrajina (Ще не вмерла Україна) |
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Nationalfeiertag | 24. August (Unabhängigkeitstag) | ||||
Zeitzone | UTC+2 UTC+3 (März bis Oktober) |
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Kfz-Kennzeichen | UA | ||||
ISO 3166 | UA, UKR, 804 | ||||
Internet-TLD | .ua | ||||
Telefonvorwahl | +380 | ||||
Die Ukraine ([ukʁaˈʔiːnə], auch [uˈkʁaɪ̯nə]; ukrainisch Україна, [ukrɑˈjinɑ] Ukrajina) ist ein Staat in Osteuropa. Mit einer Fläche von 603.700 Quadratkilometern ist sie der größte Staat, dessen Grenzen vollständig in Europa liegen. Die Krim und Teile der Ostukraine befinden sich seit 2014 nicht unter Kontrolle der Zentralregierung. Die Ukraine grenzt an Russland im Nordosten und Osten, Weißrussland im Norden, Polen, die Slowakei und Ungarn im Westen, Rumänien und Moldawien im Südwesten sowie an das Schwarze Meer und das Asowsche Meer im Süden. Die Hauptstadt ist Kiew. Die Ukraine verfügt nach Russland über das zweitgrößte Staatsgebiet in Europa. Seit der Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991 ist die Ukraine unabhängig.
Im Februar 2014 brach ein bewaffneter Konflikt in Teilen der Ostukraine aus, welcher bis heute andauert.
Die erste Erwähnung des Wortes Ukraine findet man in der Kiewer Hypatiuschronik im Jahr 1187 in Bezug auf das südrussische Fürstentum Perejaslaw.[4] Danach findet man dieses Wort in Chroniken in Bezug auf unterschiedliche geographische Regionen der Rus, auch weit außerhalb des Gebietes der heutigen Ukraine.
Die traditionelle etymologische Deutung des Landesnamens verweist auf das altostslawische Wort ukraina, das die Bedeutung „Grenzgebiet, Militärgrenze“ hatte und dem westlichen Begriff Mark entsprach.[5][6] Diese Sichtweise ist sowohl in der internationalen Geschichtsschreibung als auch in der ukrainischen dominierend, da sie unter anderem vom Nationalhistoriker Mychajlo Hruschewskyj[7] und von der Enzyklopädie der Ukraine (Енциклопедія українознавства) unterstützt wird.[8] Die meisten Autoren sind sich einig, dass dieser Name, der zunächst das Grenzgebiet zum sogenannten Wilden Feld mit seinen turkstämmigen Reiternomaden bezeichnete, lange Zeit ohne einen ethnischen Bezug existierte. Darüber, wann das Wort Ukraine zum Parallelbegriff für den kirchlichen und im Russischen Reich offiziell benutzten Namen Kleinrussland wurde, gibt es allerdings verschiedene Auffassungen.
Da die ostslawische Wurzel krai jedoch sowohl Rand, Grenze, als auch Gebiet, Land bedeuten kann, hat in der nationalukrainischen Geschichtsschreibung die Sichtweise an Popularität gewonnen, dass das Wort Ukraina in Chroniken seit dem 12. Jahrhundert in der Bedeutung selbständiges Herrschaftsgebiet, Fürstentum benutzt wurde.[9] Die damit einhergehende Behauptung, wie etwa bei Hryhorij Piwtorak, dass es beim Wort Ukraina stets eine strikte Unterscheidung zu Grenzland in der Ausprägung okraina gab, steht jedoch im Widerspruch sowohl zu zahlreichen anderen Autoren, als auch zu einer Vielzahl der Primärquellen.[5]
Der größte Teil der Ukraine (ca. 95 %) liegt auf dem Gebiet der Osteuropäischen Ebene. Deshalb wird sie fast ausschließlich zu Osteuropa gezählt. Die restlichen 5 % zählen zu Mitteleuropa (die Karpaten und Lwiw) und Südosteuropa (Odessa und die Halbinsel Krim).
Andere Landschaftsräume außerhalb der großen Ebene finden sich lediglich in der südlichen Westukraine, wo das Land Anteil an den Waldkarpaten und an der Pannonischen Ebene hat, sowie im äußersten Süden. Der höchste Berg des Landes ist der Howerla in den Ostkarpaten, welcher eine Höhe von 2061 Metern erreicht. Die höchste Erhebung der Krim ist der Roman Kosch mit 1545 Metern.
Auf dem zur Osteuropäischen Ebene gehörenden Teil erstrecken sich insbesondere im Norden und Süden des Landes große Tiefländer (ukrainisch Низовина) wie etwa das Dneprtiefland und die Schwarzmeersenke. Das Gelände erreicht dort Höhen zwischen 0 und 200 m. Aufgrund der geringen Höhenunterschiede fließen die Flüsse dieses Gebiets sehr langsam. Im Bereich der Tiefländer gibt es insbesondere in der zentralukrainischen Oblast Poltawa kleinere Gas- und Erdölvorkommen, welche aber für eine Eigenversorgung des Landes nicht ausreichend sind. Hoffnungen werden in die Erschließung von Feldern im Schwarzen Meer gesetzt. Aufgrund der vermuteten Rohstoffvorkommen bestehen momentan Grenzstreitigkeiten mit dem südwestlichen Nachbarland Rumänien.
Im zentralen Landesteil erstrecken sich von Westen nach Osten höherliegende Gebiete mit Geländehöhen zwischen 200 und knapp über 500 m, welche Platten (ukrainisch Височина) genannt werden. Zu diesen gehören etwa die Podolische Platte oder die Donezplatte. Diese Platten bestehen überwiegend aus Gestein aus dem Erdaltertum, welches durch die Entstehung des alpidischen Gebirgsgürtels in den letzten 10 Millionen Jahren wieder angehoben worden ist. Sie sind reich an Rohstoffen wie etwa Eisenerz und Kohle. Die größten Erzvorkommen finden sich im Krywbass um die Stadt Krywyj Rih in der Oblast Dnipropetrowsk, während die Kohlelager sich überwiegend im Gebiet im Donezbecken um die Stadt Donezk befinden. Die Platten sind von zahlreichen kleineren und größeren Flüssen durchschnitten, welche sich teilweise tief ins Gelände eingeschnitten haben.
Der Nordwesten der Ukraine wird als Wolhynien bezeichnet. Diese Landschaft wird mit Galizien zu den „Keimzellen“ einer unabhängigen Ukraine gerechnet, da diese Gebiete erst im Zuge des Zweiten Weltkriegs von Polen an die Sowjetunion abgetreten wurden. Teile der Westukraine hatten bis dahin mit kurzen Ausnahmen so gut wie nie zu einem von Moskau aus regierten Reich gehört. Seit der Zerschlagung der Galizischen russophilen Bewegung durch Österreich stand die Mehrheit der Bevölkerung Russland sehr reserviert gegenüber. Das Entstehungsgebiet der ukrainischen Kultur und Sprache liegt aber wahrscheinlich im Dneprgebiet südöstlich von Kiew, wo im 17. Jahrhundert für kurze Zeit der Kosakenstaat bestand.
Der geografische Mittelpunkt des Landes befindet sich in der Nähe der Siedlung Dobrowelytschkiwka, Oblast Kirowohrad.
Österreichische Ingenieure kamen Ende des 19. Jahrhunderts zu dem Ergebnis, dass der geographische Mittelpunkt Europas im Ort Dilowe liege. Da es verschiedene Verfahren zur Berechnung des Mittelpunktes gibt und die Ostgrenzen Europas willkürlich und somit nicht eindeutig festgelegt sind, beanspruchen jedoch auch mehrere andere Orte den Titel für sich.
Kiew | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Abgesehen von den Berggebieten und den südwestlichen und südlichen Küstenregionen lässt sich die Ukraine hinsichtlich des Klimas, der Böden und der Vegetation in drei Großzonen gliedern. Im Nordwesten hat es Anteil an den Prypjatsumpfgebieten, welche insbesondere durch frühere Gletschervorstöße aus Skandinavien während der Eiszeiten geprägt wurden. Hier finden sich die schlechtesten Böden des Landes. Hinzu kommt, dass diese Region besonders stark von der Katastrophe von Tschernobyl betroffen ist. Das Gebiet erhält relativ viel Niederschlag (500–750 mm), die Sommer sind mild mit Durchschnittstemperaturen im Monat Juli von 17 bis 19 °C.
An diese Zone schließt sich nach Süden und Südosten die sogenannte Waldsteppenzone an, in welcher ehemals bestehende Waldbestände aber überwiegend schon abgeholzt wurden. Hier befinden sich weit ausgedehnte Lößebenen, die im Eiszeitalter unter periglazialen Bedingungen entstanden sind. Aus dem Löß haben sich überwiegend sehr fruchtbare Schwarzerdeböden entwickelt, welche zu den ertragreichsten der Welt gehören. Die Niederschlagsmengen liegen zwischen 350 und 400 mm, die Juli-Durchschnittstemperaturen bei 20 °C. Insgesamt bietet dieses Gebiet sehr gute Bedingungen für eine landwirtschaftliche Nutzung. Allerdings sind die Böden sehr erosionsanfällig, wenn sie, wie oft in Sowjetzeiten geschehen, falsch bestellt werden.
Im Südosten grenzt die Steppenzone an, welche nur über relativ geringe Niederschläge von teilweise unter 250 mm im Jahr verfügt. Auch sind die Sommer hier sehr heiß mit Durchschnittstemperaturen im Juli von teilweise über 23 °C. Die fruchtbaren Schwarz- und Kastanienbraunerden dieses Gebietes konnten überwiegend erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts in Wert gesetzt werden, nachdem durch den Bau von Staudämmen an den großen Flüssen ausgedehnte Bewässerungsanlagen entstanden sind (Siehe auch: Stauseen in der Ukraine).
Die Küstenregionen auf der Halbinsel Krim und im südwestlichen Bessarabien sind sehr fruchtbar und werden aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen mit milden Wintern insbesondere für den Obst- und Weinanbau genutzt.
Die Südküste der Ukraine hat einen 2.782 km langen Anteil am Schwarzen Meer und am Asowschen Meer. Zu den zahlreichen Flüssen, die das Land von Nord nach Süd durchkreuzen und dort im Schwarzen Meer münden, zählen der Dnepr, die Desna und der Dnister. Im Westen bildet die Donau eine 54 km lange Grenze zwischen Rumänien und der Ukraine. Hier liegt auch der Jalpuhsee, der größte natürliche See der Ukraine. Weitere große Flüsse sind der Pruth, die Horyn, der Siwerskyj Donez und der Südliche Bug. Viele kleinere Flüsse sind von versumpften Ufern mit Schilfbestand geprägt. Die Straße von Kertsch, eine 40 km lange Meerenge verbindet das Schwarze Meer mit dem Asowschen Meer und trennt die Halbinsel Krim von der Taman-Halbinsel (Russland). Über Polesien erstreckt sich mit einer Größe von 90.000 km² das größte Sumpfgebiet Europas.
Im Nationalpark Schazk liegt der Switjas-See.
Zu den Schwarzmeerinseln zählen Dscharylhatsch, Tusla und die Schlangeninsel (gehört seit 1948 der Ukraine) im Süden des Landes. Die mit Abstand bekannteste Halbinsel ist die Krim, die – aus der Sicht des ukrainischen Staates und der großen Mehrheit der Generalversammlung der Vereinten Nationen – seit 1954 zur Ukraine gehört, seit 2014 aber von Russland beansprucht und faktisch kontrolliert wird. Chortyzja im Osten des Landes ist die größte Dnepr-Insel. Der Dnepr hat auch bei Kiew und in seinem Mündungsdelta am Schwarzen Meer viele kleine Flussinseln.
In den Karpaten existieren die letzten echten Urwälder Europas. Sie zählen seit Juli 2007 zum Weltnaturerbe der UNESCO. Knapp 16 % der Fläche des Landes sind bewaldet (hauptsächlich mit Buchen, Kiefern, Birken, Espen, Eichen, Erlen, Eschen und Ahorn). Neben den Karpaten bilden das Dnepr-Bassin und das Prypjat-Bassin die wichtigsten Ökosysteme. Gurken, Tomaten, Paprika, Zwiebeln, Hülsenfrüchte und Auberginen sind das am häufigsten angebaute Gemüse. Zu den typischen Obstsorten zählen Trauben, Birnen, Melonen, Pfirsiche, Pflaumen und Aprikosen. Die wichtigste Nutzpflanze ist der Weizen. Neben ihm wird aber auch viel Roggen, Gerste, Kartoffeln, Mais und vor allem Buchweizen angebaut. Die Sonnenblume ist die Nationalpflanze.
Neben der natürlichen Artenvielfalt (Fasane, Kraniche, Pfauen) wurden im Naturschutzgebiet Askania auch Exoten wie der Afrikanische Strauß eingewildert. Auch kleine Affen leben dort. Zu den traditionellen Zuchttieren der Krim gehört das Kamel. In den Meeren um die Halbinsel sind einige Delfin- und Walarten beheimatet. Wasserschildkröten, Eidechsen und Schlangen sind im gesamten Land vertreten. Waschbären, Wildschweine, Bären, Wölfe und Hirsche sind Waldbewohner und daher am häufigsten im Westen und Norden der Ukraine anzutreffen. In Askania gibt es über 100 Exemplare des vom Aussterben bedrohten Przewalski-Pferdes, das um 1900 aus der Mongolei nach Europa eingeführt wurde. Bis vor 200 Jahren lebte in der Ukraine der Tarpan in freier Wildbahn, bis er schließlich ausgerottet wurde. Weit verbreitet in der Ukraine war bis Anfang des 20. Jahrhunderts das Ukrainische Steppenrind.
Nach schweren Umweltkatastrophen wie der Katastrophe von Tschernobyl und dem Tankerunglück im Schwarzen Meer hat sich die neue Regierung zum Ziel gesetzt, Reformen für den Naturschutz durchzuführen. In der Ukraine gibt es 18 Nationalparks.
Vor dem Ersten Weltkrieg lebte eine deutschsprachige Minderheit von mehreren hunderttausend Menschen auf dem Gebiet der heutigen Ukraine (Galizien, Bukowina, Wolhynien, Schwarzmeerküste); heute sind es noch etwa 30.000 bis 40.000.
Bis 1944 lebten mehrere Millionen Polen in den heute zum Westen der Ukraine gehörenden Gebieten Galizien, Bukowina und Wolhynien. 1944 kam es vor allem in Wolhynien zu Massakern an der polnischen Bevölkerung, denen über 40.000 Polen zum Opfer fielen. Nach dem Krieg und der Annexion der polnischen Gebiete östlich des Bug wurde die polnische Bevölkerung vertrieben.
Bis zum Zweiten Weltkrieg lebten in der Ukraine viele Juden (z. B. in Schtetl-Siedlungen), die jedoch zu großen Teilen während der Besatzung durch das Deutsche Reich von SS-Einsatzgruppen ermordet wurden. Die Ukraine war eines der Hauptverbreitungsgebiete der jiddischen Sprache. Die Überlebenden wandern seitdem in die USA, nach Israel und zum kleinen Teil nach Deutschland aus. 2001 lebten noch rund 100.000 Juden in der Ukraine. Ihre Zahl nimmt wegen der Auswanderung und des allgemeinen Geburtenrückgangs weiterhin ab.
Nach der offiziellen Volkszählung von 2001 leben in der Ukraine 77,8 % Ukrainer, 17,3 % Russen und über 100 weitere Ethnien. Eine staatlich nicht anerkannte Minderheit sind die Russinen Transkarpatiens. Neben den zehn größten Ethnien gibt es noch kleinere Minderheiten mit weniger als 100.000 Einwohnern, darunter hauptsächlich Griechen, Roma, Aserbaidschaner, Georgier und Deutsche.[13] Die Ukrainer stellen in allen Regionen mit Ausnahme der Autonomen Republik Krim und der Stadt Sewastopol den größten Teil der Bevölkerung. In diesen beiden Regionen sind die Russen die bei weitem bedeutendste Volksgruppe, weitere Gebiete mit hohem russischem Bevölkerungsanteil von 39,0 % bzw. 38,2 % (Volkszählung von 2001) sind die Oblaste Luhansk und Donezk im Südosten der Ukraine. Russen leben in der Ukraine vorwiegend in Städten. In ländlichen Regionen sind nur 6,9 % der Bevölkerung Russen, während Ukrainer dort einen Anteil von 87,0 % stellen.[14]
Ethnie | Anzahl im Jahr 2001 | Anteil im Jahr 2001 | Anteil im Jahr 1989 |
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Ukrainer | 37.541.700 | 77,8 % | 72,7 % |
Russen | 8.334.100 | 17,3 % | 22,1 % |
Rumänen/Moldawier | 508.600 | 0,8 % | 0,9 % |
Weißrussen | 275.800 | 0,6 % | 0,9 % |
Krimtataren | 248.200 | 0,5 % | 0,0 % |
Bulgaren | 204.600 | 0,4 % | 0,5 % |
Magyaren | 156.600 | 0,3 % | 0,4 % |
Polen | 144.100 | 0,3 % | 0,4 % |
Juden | 103.600 | 0,2 % | 0,9 % |
Armenier | 99.900 | 0,2 % | 0,1 % |
Die unterschiedlichen historischen Erfahrungen aus Vielvölkerstaaten in den Regionen der Ukraine komplizieren die Sprachenfrage:
Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung beherrscht sowohl die ukrainische Sprache als auch die russische Sprache. Das Russische verlor mit der Unabhängigkeit 1991 auch den Status als offizielle Amtssprache. Beide Sprachen sind ostslawische Sprachen und somit verwandt. Eine weit verbreitete mündliche Mischform der ukrainischen Sprache mit dem Russischen ist der Surschyk.
In der Volkszählung von 2001 wurde auch die Muttersprache der Bevölkerung nach eigener Angabe der Befragten ermittelt. Hierbei wurde ein Bevölkerungsanteil von 67,5 % für die ukrainische Sprache ermittelt. Der Unterschied zur Nationalitätenverteilung ist dadurch zu erklären, dass 14,8 % der Ukrainer Russisch als Muttersprache angaben, aber nur 3,9 % der Russen Ukrainisch. Prominentes Beispiel hierfür ist die Ukrainerin Julija Tymoschenko, deren Muttersprache Russisch ist.[15] Die Angehörigen der kleineren Nationalitätsgruppen benannten weit überwiegend Russisch als Muttersprache, lediglich bei den Polen dominierte Ukrainisch.[13] Russisch als Muttersprache gaben 29,6 % der Bewohner an. In den meisten west- und zentralukrainischen Oblasten ermittelte die Volkszählung einen ukrainischen Muttersprachleranteil von mehr als 90 %. In der Oblast Ternopil erreichte der Anteil ukrainischer Muttersprachler 98,3 %. In den meisten südukrainischen Oblasten gaben zwei Drittel der Bevölkerung die ukrainische Sprache als ihre Muttersprache an. In der Autonomen Republik Krim und in Sewastopol erreichte der ukrainische Muttersprachleranteil nur 10,1 % bzw. 6,8 %. In den ostukrainischen Regionen Oblast Charkiw, Oblast Dnipropetrowsk und Oblast Saporischschja stellen ukrainische Muttersprachler die Sprachenmehrheit mit Werten zwischen 50,2 % bis 67 %. Eine Minderheit bilden ukrainische Muttersprachler in der Oblast Donezk und Oblast Luhansk mit Anteilen von 24,1 % und 30,0 %.[16][17]
Russische Muttersprachler bilden in der Autonomen Republik Krim und in Sewastopol mit 77,0 % bzw. 90,6 % die Sprachenmehrheit. Viele russische Muttersprachler auf der Krim sind ethnische Ukrainer und Angehörige anderer Minderheiten. In der Oblast Donezk und in der Oblast Luhansk beträgt der russische Muttersprachleranteil 74,9 % bzw. 68,8 %. In der Südukraine (ohne die Halbinsel Krim) liegt der russische Muttersprachleranteil meistens bei Werten um die 30 %. In der nördlichen und zentralen Ukraine liegt der russische Muttersprachleranteil zwischen 1,2 % in der Oblast Ternopil und 10,3 % in der Oblast Tschernihiw. In der Stadt Kiew und in der Oblast Sumy weichen die Werte mit 25,4 % bzw. 15,6 % davon ab.[18][19]
Eine Statistik der Akademie der Wissenschaften der Ukraine aus dem Jahr 2011 weist 42,8 % der gesamtukrainischen Bevölkerung als zu Hause Ukrainisch sprechend aus, während 38,6 % dort Russisch benutzen und 17,1 % beide Sprachen verwenden.[20] Eine andere Umfrage aus dem Jahr 1993 ergab, dass 53 % der Bevölkerung bevorzugt Russisch in Gesprächen benutzt,[21] eine Zahl, die auch in einer Statistik aus dem Jahr 2013 auftauchte.[22] Mehrere Befragungen ergaben eine russischsprachige Mehrheit in Regionen, in denen laut offizieller Volkszählung das Ukrainische überwog, darunter etwa die Oblasten Charkow und Odessa.[23] Im Westen sprechen demnach 94,4 % Ukrainisch, 2,5 % Surschyk und 3,1 % Russisch, während z.B. im Süden, zu dem auch die Halbinsel Krim gehört, 82,3 % Russisch, 12,4 % Surschyk und 5,2 % Ukrainisch sprechen[21].
Seit der Unabhängigkeit verschieben sich die Sprachverhältnisse aber etwas zugunsten des Ukrainischen. Im Jahr 1989 betrug laut offizieller Statistik der ukrainische Muttersprachleranteil 64,7 %; bis 2001 stieg er auf 67,5 %. Der Anteil russischer Muttersprachler betrug 1989 32,8 % an der Gesamtbevölkerung bis 2001 sank er auf 29,6 %.[24] Seit 1991 ist das Ukrainische die einzige offizielle Amtssprache des Landes, obwohl große Teile der Bevölkerung fordern, Russisch wieder als zweite Amtssprache einzuführen.[25] Seit 1991 wurde Ukrainisch Pflichtfach in allen Schulen und zunehmend auch Unterrichtssprache. An vielen ukrainischen Hochschulen, insbesondere im technischen Bereich, findet der Unterricht jedoch mangels ukrainischer Fachliteratur überwiegend oder nur in russischer Sprache statt.
Die „Sprachenfrage“ ist in der ukrainischen Politik ein Reizthema. Die nach Russland orientierte Partei der Regionen sowie die Kommunistische Partei treten für die völlige Gleichberechtigung des Russischen als zweite Amtssprache ein. Die „orangen“, westlich orientierten Parteien rund um den ehemaligen Präsidenten Juschtschenko und Julija Tymoschenko sowie nationalistische Parteien lehnten dies jedoch bisher ab.
Unter Wiktor Juschtschenko wurde eine aktive Ukrainisierungspolitik betrieben, so wurde etwa das Russische in Schulen und im Alltag zurückgedrängt und zahlreiche Maßnahmen eingeführt, die den Gebrauch der ukrainischen Sprache fördern sollten. Der 2010 gewählte Präsident Janukowytsch hob jedoch zahlreiche dieser Maßnahmen wieder auf, wogegen die Opposition um Julija Tymoschenko vehement protestierte.[26]
Janukowytsch äußerte sich zunächst auch gegen die Einführung des Russischen als zweite Staatssprache, da die Verhältnisse im Parlament die notwendige Änderung der ukrainischen Verfassung, für die eine Zweidrittelmehrheit erforderlich ist, unmöglich machten. Zudem fürchtete Janukowytsch Proteste aus dem nationalistischen Lager.[27] Im Frühjahr 2012 griff seine Partei der Regionen die Sprachenfrage jedoch wieder auf. Trotz heftiger, zum Teil handgreiflicher Proteste der Opposition im Parlament, wurde ein Gesetz verabschiedet, wonach in einer Region, in der mindestens zehn Prozent der Bevölkerung eine andere Muttersprache haben, diese den Status einer regionalen offiziellen Sprache bekommt.[28] Damit ist Russisch künftig in 13 der 27 Regionen der Ukraine, darunter in der Hauptstadt Kiew, dem Ukrainischen gleichgestellt. Eine regionale Aufwertung erhielten zudem Ungarisch (Transkarpatien), Rumänisch (Bukowina) und Krimtatarisch (Krim). Außerdem erkannte die Ukraine erstmals die russinische Sprache an, die zuvor auf offizieller Ebene als Dialekt des Ukrainischen behandelt wurde.
Im Jahr 2005 ratifizierte die Ukraine die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Ein von der Werchowna Rada 2012 bzw. 2013 beschlossenes Gesetz erkennt folgende Sprachen offiziell als Minderheitensprachen an: Russisch, Weißrussisch, Bulgarisch, Armenisch, Gagausisch, Jiddisch, Krim-Tatarisch , Moldauisch (Variante des Rumänischen), Deutsch, Neugriechisch, Polnisch, Romani, Rumänisch, Slowakisch, Ungarisch, Ruthenisch (Variante des Ukrainischen), Karäisch, Krimtschakisch.[29]
Die Ukraine ist ein konfessionell gemischtes Land. Ca. 75 % der Ukrainer gehören den orthodoxen Kirchen an. Die höchste Zahl an Gläubigen hat die international anerkannte Ukrainisch-Orthodoxe Kirche Moskauer Patriarchats,[30] ein autonomer Teil der Russisch-Orthodoxen Kirche. Daneben gibt es die international nicht anerkannte, nach 1991 entstandene Ukrainisch-orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats. Zwischen den beiden Kirchen tobt ein erbitterter Streit um Legitimität und um Besitzansprüche an Immobilien. Die Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche gilt als dritte östlich-orthodoxe Kirche des Landes. Auch ihre Legitimität ist umstritten. Dem orthodoxen Ritus folgt auch die 1596 entstandene Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche, die allerdings die Suprematie des Papstes anerkennt und mit Rom uniert ist. Ihr gehören ca. 5,5 Mio. Gläubige, hauptsächlich im Westen des Landes, an.
Daneben gibt es in der Ukraine ca. 2 Mio. Muslime (4 %, davon 1,7 % Tataren), 1,1 Mio. römisch-katholische Christen (2,4 %, vor allem Polen und Deutsche) sowie 1,2 Mio evangelische Christen (2,7 %), und etwa 103.000 Juden.
Die Lebenserwartung bei Männern liegt in der Ukraine bei 63 Jahren, Frauen werden durchschnittlich 74 Jahre alt. Das ist deutlich weniger als in Westeuropa und etwas weniger als in den restlichen mitteleuropäischen Staaten. Dies ist insbesondere auf die Wirtschaftskrise der 1990er Jahre zurückzuführen, von der sich das Land immer noch nicht in vollem Maße erholt hat. Außerdem gibt es in der Ukraine keine obligatorische oder staatliche Krankenversicherung, daher können sich viele keine kostspielige Operation leisten.
Ende 2006 waren nach Angaben der WHO 0,2 % der Gesamtbevölkerung mit dem HI-Virus infiziert.[31] Nach Schätzungen waren Anfang 2008 1,7 % der erwachsenen Bevölkerung (von 15 bis 49 Jahren) infiziert.[32] Ungeklärt ist, wieweit dies eine schon lange bestehende Krankheitshäufigkeit ist. Die Ukraine ist somit das am stärksten betroffene Land in Europa.[33]
Im Zusammenhang mit dem H1N1-Virus (allgemein unter den Namen Schweinegrippe und Neue Grippe bekannt) ordnete die ukrainische Regierung nach einer Serie von Todesfällen am 30. Oktober 2009 in neun Oblasten[34] die Schließung der Schuleinrichtungen und ein Verbot von größeren Veranstaltungen für drei Wochen an. Insgesamt bestätigten die ukrainischen Behörden den Tod von 33 Menschen. Der ukrainische Präsident Wiktor Juschtschenko bestätigte aber nur elf Todesfälle. Im Westen des Landes kam es zu Hamsterkäufen in den Apotheken. Die ukrainischen Streitkräfte stellten Ärzte, Sanitäter und Reservisten ab, um die massenhaft unter Grippe leidenden Menschen zu betreuen. „Die Situation droht völlig außer Kontrolle zu geraten“, erklärte der Chef des Sicherheitsausschusses im Parlament, Anatoli Grizenko.[35][36]
Auf dem Gebiet der heutigen Ukraine hielten sich in der Frühzeit meist indogermanische Völker (unter anderem Kimmerier, Skythen und Sarmaten) auf. Darüber hinaus entstanden im siebten bis sechsten Jahrhundert v. Chr. mehrere griechische Kolonien an der Schwarzmeerküste, die im fünften Jahrhundert v. Chr. das Bosporanische Reich bildeten. Im dritten und vierten Jahrhundert ließen sich im Süden zwischen den Flüssen Dnestr und Dnepr und auf der Krim Goten nieder. 375 wurden sie von Hunnen unterworfen. Das Wilde Feld, die ausgedehnten Steppengebiete im Süden des Landes, diente als Durchgangsgebiet für Bulgaren, Awaren, Magyaren und andere Völker.
Die Region Polesien im Nordwesten der Ukraine gilt als eine mögliche Urheimat der Slawen. Die heutige Ukraine hat ihren Ursprung, genau wie Russland und Weißrussland, im ersten ostslawischen Staat, der Kiewer Rus. Ab dem 8. Jahrhundert befuhren Wikinger die osteuropäischen Flüsse und vermischten sich mit der slawischen Mehrheitsbevölkerung. Diese auch Waräger oder Rus genannten Kriegerkaufleute waren maßgeblich an der Gründung der Kiewer Rus mit Zentren in Kiew und Nowgorod, beteiligt.
Die Kiewer Rus erreichte ihre Blütezeit im 10. und 11. Jahrhundert, nachdem sie durch militärische Feldzüge Handelsprivilegien in Byzanz durchgesetzt und das Chasarenreich zerstört hatte. Mit der 988 erfolgten griechisch-orthodoxen Christianisierung der Rus begann ein bemerkenswerter kultureller Aufschwung. Allerdings setzten im 12. Jahrhundert feudale Spaltungsprozesse ein. Aufgrund der politischen Zersplitterung erlag das altrussische Reich in den Jahren 1237 bis 1240 der Invasion der Mongolen, die die Rus ihrem Reich der Goldenen Horde tributpflichtig machten. Der nordöstliche Teil der Rus (Fürstentum Wladimir-Susdal, Rjasan, Twer) blieb bis 1480 unter ihrer Herrschaft, während südwestliche Gebiete und Galizien-Wolhynienin in Folge der Schlacht am Irpen (1321) und der Schlacht an den Blauen Wassern (1362) unter die Herrschaft des Großfürstentums Litauen kamen, das später mit Polen eine gemeinsame Republik Polen-Litauen bildete. Gebiete der heutigen Ukraine gelangten hierbei ab dem 16. Jahrhundert in den polnischen Herrschaftsbereich. Im Osten wurde aus dem Fürstentum Wladimir-Susdal das Großfürstentum Moskau, das nach und nach alle russischen Nachbarfürstentümer um sich konsolidierte und schließlich das tatarische Khanat Kasan unterwarf. Die Ukraine wurde durch dessen Ausdehnung zum russisch-polnischen Rivalitätsgebiet und Grenzland. Im Schwarzmeergebiet hielt noch lange die Herrschaft des Krimkhanats unter osmanischer Oberhoheit an, bis die Krim im 18. Jahrhundert vom Russischen Kaiserreich annektiert wurde. In den Grenzregionen zwischen der bewaldeten sesshaften Welt und den nomadisch geprägten Steppenlandschaften (historisch Wildes Feld genannt) lebten die slawischen Kosaken, die sich der Lebensweise als Steppenreiter angepasst hatten, in ständigem Kleinkrieg mit den einfallenden Krimtataren. In Russland waren das die Donkosaken und in der Ukraine die Saporoger- oder Dneprkosaken.
Rechtliche Diskriminierung, wirtschaftliche Ausbeutung und religiöser Druck auf die orthodoxe Bevölkerung der südwestlichen Rus seitens der polnischen Krone und der polnischen Magnaten führten immer wieder zu blutigen Aufständen gegen die polnische Herrschaft, die von der oktroyierten Kirchenunion von Brest 1596 weiter angefeuert wurden. Im Jahre 1648 befreite sich die Ukraine in einem Volksaufstand unter Führung des Kosakenhetmans Bohdan Chmelnyzkyj von der Herrschaft Polens und die Saporoger Kosaken begründeten einen unabhängigen Staat, das Hetmanat. 1654 unterstellten sich die Kosaken im Vertrag von Perejaslaw der Oberherrschaft des Moskauer Zaren, und in der Folge kam die Linksufrige Ukraine (in Bezug auf den Fluss Dnepr) mit Kiew unter russische Herrschaft. Das Hetmanat der Kosaken bestand als autonomer Teil des Russischen Kaiserreiches bis in die Regierungszeit Katharinas der Großen.
Die Rechtsufrige Ukraine, darunter Wolhynien und Podolien verblieb zunächst bei Polen-Litauen. Das rechtsufrige Hetmanat wurde bereits im 17. Jahrhundert von den Polen aufgelöst. Bei den Teilungen Polens am Ende des 18. Jahrhunderts fiel auch der rechtsufrige Teil der Ukraine an Russland, die im Westen der Ukraine gelegenen Gebiete Galizien und die Bukowina im Westen an das Habsburgerreich. Als Resultat mehrerer Russisch-Türkischer Kriege wurden im 18. Jahrhundert weite Teile der heutigen Südukraine den unter osmanischer Vasallität stehenden Krimtataren abgerungen. Diese Gebiete wurden als Neurussland unter der Leitung von Grigori Potjomkin erschlossen und mit Saporoger Kosaken und Siedlern aus der Ukraine und aus Russland besiedelt. Die Ukrainer wurden im Russischen Reich als Kleinrussen bezeichnet, in Anlehnung an eine alte Einteilung der orthodoxen Kirchenprovinzen in Klein-Russland (historisches Kernland um Kiew) und Groß-Russland (die Gebiete im Norden). Zwischen den Teilungen Polens und der russischen Revolution war die Ukraine zudem Teil des jüdischen Ansiedlungsrayons.
Im 19. Jahrhundert begann sich auf dem Gebiet der heutigen Ukraine eine Nationalbewegung zu entfalten. Sie lehnte die von der zaristischen Regierung vorgezogene Vorstellung vom dreieinigen russischen Volk aus Großrussen, Kleinrussen und Weißrussen ab und strebte die Formierung einer „ukrainischen” Nation und als Endziel einen Nationalstaat an. Wichtige nationale Vordenker waren der Nationaldichter Taras Schewtschenko und die Historiker Nikolaj (Mykola) Kostomarow und Mychajlo Hruschewskyj. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die ukrainische Nationalbewegung von den Behörden unterdrückt, indem Schulen und bestimmte politische Druckwerke in ukrainischer Sprache (damals bekannt als kleinrussischer Dialekt) verboten wurden. Deshalb verschob sich der Schwerpunkt der Nationalbewegung auf das österreichische Galizien, wo die Ukrainer (Ruthenen) im Unterschied zu Russland als Nationalität anerkannt wurden. In Konkurrenz zur „ukrainischen” Identität stand eine „kleinrussische” Identität, die stärker auf Russland hin orientiert war.
Nach der russischen Februarrevolution 1917 und während der deutschen und österreichischen Besatzung am Ende des Ersten Weltkrieges entstanden kurzlebige ukrainische Nationalstaaten, die Ukrainische Volksrepublik und West-Ukrainische Volksrepublik. Am 22. Januar 1919 wurde die Vereinigung der beiden Volksrepubliken beschlossen. Das Gebiet der West-Ukrainischen Volksrepublik wurde jedoch auch von Polen beansprucht und bis Juli 1919 vollständig besetzt. In der Folge fielen die westukrainischen Gebiete an Polen, Rumänien und die Tschechoslowakei, die Zentral- Ost- und Südukraine an die Sowjetunion. Parallel dazu gelang es der überwiegend bäuerlichen Machno-Bewegung im Südosten des Landes, eine anarchistische Revolution durchzuführen. Zunächst halfen die Anarchisten den sowjetischen Bolschewiken gegen die konservativ-monarchistischen „Weißen“ von Anton Denikin, dann wurden sie jedoch von den Bolschewiken selbst vernichtet. Im Verlauf des sehr wechselvollen und blutigen Russischen Bürgerkriegs wurden die meisten Gebiete der Ukraine von der Roten Armee erobert und unter Trotzki Sowjetrussland angeschlossen. Mit der Gründung der Sowjetunion im Dezember 1922 wurde die Ukrainische SSR begründet. Die frühe bolschewistische Nationalitätenpolitik der Korenisazija zielte darauf ab, die Minderheiten für die sozialistische Idee zu gewinnen und gleichzeitig die reaktionären einheitsrussischen Kräfte zu schwächen. Es begann eine bis 1931 anhaltende[37] staatliche Politik der Ukrainisierung, die die ukrainische Sprache förderte und den Anteil von Ukrainern in der Kommunistischen Partei und den Behörden vergrößerte.
Für die junge Sowjetunion war die Ukraine die „Kornkammer“. Als unter Stalin seit 1929 die Landwirtschaft zwangsweise kollektiviert wurde, kam es in der Ukraine zu einer unter dem Namen Holodomor bekannten Hungersnot. Sie wurde von Stalin bewusst herbeigeführt und forderte in der Ukraine nach neuesten Schätzungen ca. 3,5 Millionen Menschenleben, mehr als in den anderen Gebieten der Sowjetunion zusammen (andere Schätzungen liegen zwischen 2,4 Millionen und bis zu 14,5 Millionen Opfer).[38][39] Lasar Kaganowitsch gilt für den Terror im Zusammenhang mit der Zwangskollektivierung als verantwortlich.
Im Rahmen des Hitler-Stalin-Pakts wurden 1939 die zu Polen gehörenden westukrainischen Gebiete von der Sowjetunion annektiert. Während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg (1941 bis 1943/44) stand das Territorium der Ukraine zum größeren Teil unter deutscher Zivilverwaltung. Die Ukraine war Schauplatz zahlreicher Massenmorde an Juden, Polen und sowjetischen Kriegsgefangenen (Massaker von Babi Jar). Über 2 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer wurden als Ostarbeiter nach Deutschland verschleppt. Der Zweite Weltkrieg forderte in der Ukraine etwa 4 Millionen zivile Todesopfer, davon etwa eineinhalb Millionen jüdische Ukrainer. Fast die gesamte jüdische Bevölkerung, sofern nicht geflohen, wurde ausgelöscht. Dörfer und Städte wurden mit der Taktik der Verbrannten Erde erst von der Roten Armee, dann von den deutschen Besatzern auf ihren jeweiligen Rückzügen zerstört. Es gab 1945 in der Ukraine etwa zehn Millionen Obdachlose.
Teile der ukrainischen Bevölkerung führten einen Partisanenkrieg gegen die deutschen Besatzer, andere, vor allem in Galizien, arbeiteten mit den Deutschen zusammen. Im Westen des Landes kämpfte die Ukrainische Aufständische Armee gegen die vorrückenden Sowjets und die polnische Bevölkerung. Da die Angehörigen dieser Untergrundarmee wussten, dass sie in der Hand sowjetischer Behörden dem Tod geweiht waren, dauerte ihre Niederschlagung durch Einheiten des NKWD weit über das Ende des Zweiten Weltkrieges hinaus.
Am 24. Oktober 1945 trat die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik als Gründungsmitglied den Vereinten Nationen bei.
Im Zuge der „Westverschiebung” Polens wurde nahezu die gesamte polnische Bevölkerung aus den ehemals polnischen Gebieten der heutigen Westukraine ausgesiedelt, teilweise auch gewaltsam vertrieben. Im Gegenzug wurde die ukrainische Minderheit Polens in die Ukraine, zum Teil auch in den Westen Polens zwangsumgesiedelt. Nach dem Krieg war erstmals die gesamte Ukraine in einem Staat, der Sowjetunion, vereint. Im Jahr 1954 wurde anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Vereinbarung von Perejaslaw die Halbinsel Krim aus der Russischen in die Ukrainische Sowjetrepublik überführt. Die Nachkriegszeit war in der Ukraine vom Wiederaufbau und starker Industrialisierung gekennzeichnet, sowie von einem raschen Bevölkerungswachstum. Die Einwohnerzahl der Ukrainischen SSR stieg von rund 36,5 Millionen im Jahr 1950 auf 51,7 Millionen im Jahr 1989[40]
Mit der Auflösung der Sowjetunion erlangte die Ukraine im Dezember 1991 nach einem Referendum mit 90,3 % Zustimmung ihre staatliche Unabhängigkeit. Seither sucht sie ihre nationale Identität und ihre internationale Rolle zwischen einer westlichen Orientierung, beispielsweise einer Integration in die Europäische Union, und einer östlichen Orientierung, d. h. einer politischen Orientierung zu Russland hin. Die Ukraine leidet seit ihrer Unabhängigkeit unter schweren wirtschaftlichen und demografischen Problemen. Seit ihrer Unabhängigkeit sank die Einwohnerzahl um mehr als 6,25 Millionen Menschen.[40] Auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Sowjetunion konnte seither nicht erreicht werden. Das Bruttoinlandsprodukt der Ukraine erreichte im Jahr 2012 nur 69,3 % des Wertes von 1990.[41]
Bei den Präsidentschaftswahlen in der Ukraine 2004, der Orangen Revolution, setzte sich der westlich orientierte Präsidentschaftskandidat Wiktor Juschtschenko gegen den von Russland unterstützten Wiktor Janukowytsch durch. Das galt vielen politischen Beobachtern als richtungsweisend für die Orientierung der Ukraine. Die wichtigsten Protagonisten des orangen Lagers – Juschtschenko und Julija Tymoschenko – konnten sich aber in den folgenden Jahren nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen, und viele Hoffnungen der Ukrainer blieben unerfüllt. Der politischen Stagnation überdrüssig, wählten die Ukrainer Anfang 2010 Wiktor Janukowytsch doch noch ins Präsidentenamt.
Im November 2013 begannen die Euromaidan genannten Proteste, als die Unterzeichnung der EU-Assoziierung unter dem Druck Russlands ausgesetzt wurde.[42] Im Gegensatz zur „Orangen Revolution“ von 2004 richtete sich die Euromaidan-Bewegung auch gegen die verbreitete Korruption.[43] Im Februar 2014 kam es zu einer Einigung, welche die Rückkehr zur vorherigen Verfassung, die bis September 2010 in Kraft war, und die faktische Absetzung des Präsidenten beinhaltete.
In der Folge kam es Ende Februar 2014 zu einer Übergangsregierung unter Arsenij Jazenjuk. Im weiteren Verlauf besetzte und annektierte Russland die Krim und es kam zu sezessionistischen Bewegungen im Osten der Ukraine, die in einem bewaffneten Konflikt eskalierten.
Die Ukraine ist nach der Verfassung der Ukraine ein demokratischer, republikanisch, sozial- und rechtsstaatlich organisierter Einheitsstaat mit einem semipräsidentiellen Regierungssystem. Von Verfassung wegen ist eine Gewaltenteilung vorgesehen. Staatsoberhaupt ist der Präsident der Ukraine, die Regierung (Das Kabinett der Minister) wird von einem Ministerpräsidenten geleitet. Einzig die Autonome Republik Krim hatte (und hat dies auch de jure noch immer) davon abweichend das Recht, über eine eigene Verfassung, Regierung und teilautonome Gesetzgebung zu verfügen.
Die Verfassung der Ukraine stammt vom 28. Juni 1996 und beansprucht als Staatsgrundgesetz höchste rechtliche Autorität. Alle Maßnahmen des Staates und seiner Einrichtungen, einschließlich der Gesetzgebung und völkerrechtlicher Verträge müssen mit ihr im Einklang stehen. Für die Auslegung der Verfassung und die Prüfung auf die Verfassungsmäßigkeit staatlichen Handelns ist allein und ausschließlich das Verfassungsgericht der Ukraine zuständig. Änderungen an dieser obliegen dem Parlament und sind in einem besonderen Verfassungsänderungsverfahren im Rahmen einer regulären gesetzgebenden Sitzung mit Zweidrittelmehrheit der gesetzlichen Mitglieder der Werchowna Rada zu beschließen. Sie sind als verfassungsänderndes Gesetz vom Präsidenten der Ukraine auszufertigen. Änderungen hinsichtlich der Staatsgrundsätze, der Wahlen und Referenden, sowie der Bestimmungen über die Verfassungsänderung bedürfen darüber hinaus der Zustimmung in einem Referendum.
Dies geschah mit dem Gesetz Nr. 2222-IV vom 8. Dezember 2004 erstmals, und beschnitt u. a. die damaligen Rechte des Präsidenten. Diese Änderungen wurden mit einer Entscheidung des Verfassungsgerichts der Ukraine vom 1. Oktober 2010 als verfassungswidrig verworfen und für nichtig erklärt.[44][45] Im Zuge der Staatskrise 2013/14 beschloss das Parlament getreu der „Vereinbarung über die Beilegung der Krise in der Ukraine“ am 21. Februar 2014 die Wiederinkraftsetzung der Änderungen von 2004. Allerdings fehlte diesem Parlamentsbeschluss zur verfassungsgemäßen Wirksamkeit die Unterschrift des damals noch amtierenden Präsidenten Wiktor Janukowytsch. Ob und wenn ja, wann dies durch den neuen Präsidenten nachgeholt werden kann und wird, ist unklar. Bis dahin gilt die Verfassung in ihrer Urfassung von 1996 fort.
Der Präsident der Ukraine (ukrainisch Президент України President Ukrajiny) ist Staatsoberhaupt und vertritt den Staat der Ukraine nach innen wie nach außen völkerrechtlich. Er soll die territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine wahren und steht an der Spitze der Exekutive.
Die Aufgaben des Präsidenten umfassen:
Eine Delegation dieser Befugnisse ist ausdrücklich ausgeschlossen. Beraten wird der Präsident vom „Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine“.
Der Präsident wird für eine Amtszeit von 5 Jahren in direkter Wahl durch das Staatsvolk der Ukraine gewählt. Dabei darf ein Kandidat nicht mehr als 2 Amtszeiten hintereinander das Amt ausfüllen. Wählbar ist, wer mindestens 35 Jahre alt ist, die ukrainische Staatsangehörigkeit besitzt, aktiv wahlberechtigt ist und seit mindestens 10 Jahren in der Ukraine lebt. Ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Amt ist durch eigenen Rücktritt, Feststellung der gesundheitsbedingten Amtsunfähigkeit, ein förmliches Amtsenthebungsverfahren oder den Tod des Amtsinhabers möglich.
Die Werchowna Rada (ukrainisch Верховна Рада, „Oberster Rat“, vor 1991 auch „Oberster Sowjet“) bildet das unikameralistische Parlament der Ukraine. Es übt die alleinige legislative Gewalt des Staates aus. Es wird für eine Legislaturperiode von 5 Jahren vom Staatsvolk der Ukraine direkt gewählt, wobei Wahltermin und -verfahren vom scheidenden Parlament bestimmt werden. Abgeordnete der Rada genießen rechtliche Immunität für die Dauer der Legislaturperiode und dürfen während ihrer Zeit als Abgeordnete kein (anderes) Amt innerhalb der Ukraine ausüben, insbesondere nicht der Exekutive angehören. Die Rada kann außer durch Ablauf der Legislaturperiode nur im Ausnahmefall vom Präsidenten der Ukraine aufgelöst werden, wobei in diesem Falle unverzüglich Neuwahlen anzusetzen sind. Die Werchowna Rada wird von einem aus ihrer Mitte gewählten Präsidenten der Werchowna Rada geleitet und vertreten.
Zu den Aufgaben zählen:
Die Regierung der Ukraine wird vom Ministerkabinett (ukrainisch Кабінет Міністрів України, Kabinet Ministriv Ukrajiny, „Kabinett der Minister der Ukraine“) wahrgenommen. Dieses setzt sich aus dem Ministerpräsidenten (ukrainisch Прем'єр-міністр України, Prem’er Ministr Ukrajiny, „Premierminister der Ukraine“), dem Ersten Vize-Ministerpräsidenten, drei weiteren Vize-Ministerpräsidenten und den Ministern zusammen. Ersterer wird vom Präsidenten der Ukraine mit Zustimmung der Werchowna Rada ernannt. Die übrigen Mitglieder des Kabinetts werden auf Vorschlag des Ministerpräsidenten vom Präsidenten ernannt. Die Amtszeit des Kabinetts ist an die Amtszeit des Ministerpräsidenten gebunden. Die Werchowna Rada kann gegen den Ministerpräsidenten ein Misstrauensvotum abgeben, mit der Folge, dass dieser und mit ihm das gesamte Kabinett durch den Präsidenten aus dem Amt zu entlassen ist. Das Ministerkabinett ist durch seine doppelseitige Ernennung und Entlassung für seine Arbeit auf Mehrheiten in der Werchowna Rada ebenso angewiesen wie auf die Unterstützung des Präsidenten. Zuletzt war die Regierung unter Ministerpräsident Mykola Asarow von der Partei der Regionen auf die Unterstützung der Kommunistischen Partei und unabhängiger Abgeordneter angewiesen. Asarow wurde noch von Janukowytsch auf dessen Rücktrittsgesuchen vom 28. Januar 2014[46] vor der Werchowna Rada entlassen. Mit den Regierungsgeschäften bis zur Ernennung einer neuen Regierung wurde der bisherige Erste Vize-Ministerpräsident Serhij Arbusow, ebenfalls von der Partei der Regionen, kommissarisch bestimmt.[47] Am 22. Februar 2014 bestimmte die Werchowna Rada, ihn als geschäftsführenden Ministerpräsidenten zu entlassen und die Leitung des Ministerkabinetts bis zur Wahl eines neuen Ministerpräsidenten auf den Sprecher der Werchowna Rada, Olexandr Turtschynow (von der Vaterlandspartei) zu übertragen.[48] Vom 27. Februar 2014 bis zum 2. Dezember 2014 war die Regierung Jazenjuk im Amt, deren angebotener Rücktritt vom Parlament verworfen wurde.[49][50] [51] Seit dem 2. Dezember 2014 ist eine Koalitionsregierung, die sich nach der Parlamentswahl Ende Oktober gebildet hatte, im Amt. Arsenij Jazenjuk wurde als Ministerpräsident bestätigt.[52]
Die Rechtsprechung ist, auch in der Autonomen Republik Krim, den Gerichten der Ukraine anvertraut. Sie sind zwar von Verfassungs wegen formal unabhängig, praktisch ist die Trennung zwischen Rechtsprechung und Politik und Wirtschaftsinteressen aber nur schwach ausgeprägt.[53] Die Rechtsprechung der Ukraine gilt als sehr korruptionsanfällig.[54] Es besteht im Grundsatz ein Einheitsprinzip hinsichtlich der Einteilung der Rechtsprechungsgewalt: Die Gerichte sind grundsätzlich für alle gerichtlichen Verfahren zuständig, unabhängig von der zu behandelnden Materie. Die Gerichtsbarkeit verfügt über vier Instanzen: Lokalgerichte, Regionalgerichte, Berufungsgerichte und dem Obersten Gerichtshof der Ukraine als Revisionsgericht. Außer bei den Lokalgerichten bestehen eigene Kammern für Verwaltungs- und Handelssachen.
Die Verfassungsgerichtsbarkeit wird vom Verfassungsgericht der Ukraine (ukrainisch Конституційний Суд України, Konstitycijnyj Sud Ukraijny) wahrgenommen. Dieses hat die alleinige Verwerfungskompetenz für Gesetze, entscheidet über die Auslegung der Verfassung und wirkt bei der Amtsenthebung des Präsidenten und der Auflösung des Lokalparlaments der Krim mit.
Für die Strafverfolgung ist ein (politischer) Generalstaatsanwalt (ukrainisch Генеральний прокурор України, Heneralyj Prokuror Ukraijny) nach sowjetischem Vorbild zuständig, der den lokalen Staatsanwälten vorsteht. Seine Kompetenzen sind unmittelbar von der Verfassung bestimmt.
Die ukrainische Polizei („Miliz“) gilt als korrupt.[55] Im Juni 2014 beschloss die EU, eine 40 Mitarbeiter umfassende Mission zur Durchsetzung des Rechts und zur Unterstützung der ukrainischen Polizei nach Kiew zu entsenden.[56]
Für die Organisation und Durchführung der Präsidenten- und Parlamentswahlen, der Kommunalwahlen und Referenden ist die Zentrale Wahlkommission der Ukraine, eine Behörde mit Sitz in Kiew zuständig. Die 15 Mitglieder der Kommission werden für den Zeitraum von 7 Jahren von der Werchowna Rada gewählt und vom Staatspräsidenten ernannt.
Die ukrainische Außenpolitik in den ersten Jahren der staatlichen Unabhängigkeit wurde von ukrainischen Politikern als „multivektoral“ bezeichnet und dabei von politischen Beobachtern im Ausland oft als uneinheitlich wahrgenommen. Einerseits strebte die Ukraine eine Annäherung an NATO und EU an, andererseits waren gute Beziehungen zum großen Nachbarn Russland für das Land von elementarer Bedeutung.[57] Erst Präsident Wiktor Juschtschenko erklärte bei seinem Amtsantritt im Januar 2005 die Westorientierung und damit verbunden die Mitgliedschaft des Landes in der EU zu seinem politischen Ziel.[58] Als sich in den folgenden Jahren immer deutlicher abzeichnete, dass für die Ukraine zu der Zeit keine realistische Beitrittsperspektive zur EU bestand, bemühte sich Juschtschenko im Jahr 2008 um einen raschen Beitritt zur NATO.[59] Trotz der Unterstützung der USA[60] wurde auf der Bukarester NATO-Ratstagung im April 2008 kein formaler Beschluss über einen sofortigen Beitrittsstatus für die Ukraine gefasst, was letztlich einer Ablehnung des Beitrittswunsches gleichkam.[61]
Bei den Präsidentschaftswahlen 2010 sprachen sich die vier führenden Kandidaten Wiktor Janukowytsch, Julija Tymoschenko, Tihipko und Jazenjuk für die Einführung „europäischer Standards“ in der Ukraine aus. Sie stehen damit alle für eine schrittweise Annäherung an die EU und gleichzeitige strategische und gutnachbarschaftliche Beziehungen mit Russland.[62]
Der neu gewählte Präsident Janukowytsch erklärte nach seinem Amtsantritt im Februar 2010, die Ukraine wolle ein blockfreies Land sein und verstehe sich als „eine Brücke zwischen Russland und der EU“. Einer NATO-Mitgliedschaft erteilte er eine klare Absage.[63] Janukowytsch legte ein geplantes Assoziierungsabkommen mit der EU auf Eis, und versuchte sich enger an Russland zu binden.[64]
Die Ukraine wird von vielen Autoren durch ihre Lage in der Schnittstelle zwischen Europa und Asien hohe geopolitische Bedeutung zugemessen. Sie gilt als geopolitischer "Dreh- und Angelpunkt",
Weitere häufig diskutierte geopolitische Themen sind auch eine mögliche Annäherung oder Eingliederung in die EU und NATO. Dabei schätzt Zbigniew Brzezinski Deutschlands Rolle als entscheidend ein.
Die Ukraine ist Mitglied in folgenden internationalen Organisationen:
Organisation | Beitritt |
---|---|
Vereinte Nationen (Gründungsmitglied) | 24. Oktober 1945 |
UNESCO | 12. Mai 1954 |
Europarat | 1995 |
Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) | 30. Januar 1992 |
GUS (Gründungsmitglied) | 8. Dezember 1991 |
Weltgesundheitsorganisation (WHO) | |
GUAM | 10. Oktober 1997 |
Interpol | 1992 |
IRK (IFRCS) | |
IOC | September 1993[66] |
Welthandelsorganisation (WTO) | 16. Mai 2008[67] |
Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) | 1957[68] |
Die Europäische Union hat im Dezember 2004 einen „Aktionsplan“ für eine engere Zusammenarbeit mit der Ukraine im Rahmen ihrer sogenannten „Nachbarschaftspolitik“ gebilligt. Als Prioritäten werden im Aktionsplan unter anderem folgende Punkte genannt:
Benita Ferrero-Waldner, EU-Kommissarin für auswärtige Beziehungen und europäische Nachbarschaftspolitik, nannte darüber hinaus folgende Maßnahmen, um die Wirtschaftsbeziehungen zur Ukraine zu stärken:
Grundlagen der Beziehungen der Ukraine zur EU sind:
Seit 1994 leistet die EU außerdem im Rahmen des TACIS-Programms Beratungs- und Ausstattungshilfe in der Ukraine. Deutschland hat einen Anteil von fast 30 % an der Finanzierung dieses Programms.
Ziel der „Europäischen Nachbarschaftspolitik“ der EU ist lediglich eine verstärkte Zusammenarbeit mit den EU-Nachbarstaaten, die durch „Aktionspläne“ konkretisiert wird. Für osteuropäische Nachbarstaaten wurde bisher neben dem Aktionsplan für die Ukraine im Dezember 2004 auch ein Aktionsplan für das Nachbarland Moldawien beschlossen.
Im Bereich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit soll den Nachbarstaaten langfristig eine Beteiligung am EU-Binnenmarkt und an einigen Gemeinschaftsprogrammen eröffnet werden. Eine Beitrittsperspektive, so EU-Kommissarin Ferrero-Waldner in einem Interview mit der Deutschen Welle am 21. Januar 2005, eröffnet die Nachbarschaftspolitik nicht.
Demgegenüber hat der frühere ukrainische Staatspräsident Juschtschenko wiederholt betont, beispielsweise am 25. Januar 2005 vor dem Europarat in Straßburg, er strebe als „strategisches Ziel“ einen Beitritt der Ukraine zur EU an.
Seit Anfang 2008 verhandelte die Ukraine mit der EU über ein Assoziierungsabkommen. Diese Verhandlungen verliefen bis zum Ende von Janukowytschs Amtszeit erfolglos.[69]
Am 28. Juni 2014 unterzeichnete die EU mit der Ukraine [70] den wirtschaftlichen Teil eines Assoziierungsabkommen, der auch ein Freihandelsabkommen beinhaltet. Der politische Teil des Abkommens wurde bereits im März 2014 unterzeichnet.[71]
Die Ukrainischen Streitkräfte (Ukrainisch Збройні сили України, Sukhoputni Viys’ka ZSU) hatten 2005 mit ca. 618 Millionen US-Dollar einen der kleinsten Militäretats in Europa, insbesondere bezogen auf die Truppenstärke von 191.000 aktiven Soldaten sowie einer Million Reservisten. Zwischenzeitlich ist der Verteidigungsetat auf 4,88 Mrd. USD angestiegen.[72] Die Ausrüstung ist meist noch sowjetischen Ursprungs.
Die Streitkräfte gliedern sich in das Heer mit einer Mannstärke von ca. 88.500, Luftwaffe mit einer Stärke von ca. 51.500 Mann und Marine, welche über ca. 17.500 Soldaten, davon 3.000 Marineinfanteristen verfügt. Des Weiteren gibt es noch 39.900 Mann in den Truppen des ukrainischen Innenministeriums, 45.000 Mann ukrainischer Grenzschutz (einschließlich 14.000 Mann Küstenwache) und über 9.500 Mann Truppen für die Zivilverteidigung (Katastropheneinsätze).
Der Wehrdienst ist für Männer gesetzliche Pflicht die mit Vollendung des 18. Lebensjahrs einsetzt und dauert insgesamt neun Monate. Die Abschaffung der Wehrpflicht und der Übergang zu einer Berufsarmee sollte 2014 erfolgen.[73] Auf Grund der „Verschlechterung der Sicherheitslage im Osten und Süden des Landes“ müssen ab Mai 2014 Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren wieder ihren Wehrdienst leisten.[74]
Mit dem Zerfall der Sowjetunion gab es neben Russland drei weitere Nachfolgestaaten der UdSSR mit Atomwaffen: die Ukraine, Weißrussland und Kasachstan. Die Ukraine lieferte 1991 die meisten taktischen Atomwaffen an Russland ab, behielt jedoch die strategischen Atomwaffen und forderte für ihre Auslieferung vom Westen Geld und Sicherheitsgarantien. Sie erhielt US-Finanzhilfe und Sicherheitsgarantien auf der Basis eines trilateralen Abkommens zwischen Ukraine, Russland und USA vom Januar 1994 (Budapester Memorandum), trat Ende 1994 dem Atomwaffensperrvertrag und dem Start-I-Vertrag bei und erklärte sich 1996 für atomwaffenfrei.[75]
Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 41,7 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 34,1 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 6,5 % des BIP.[76]
Die Staatsverschuldung betrug 2009 35,1 Mrd. US-Dollar oder 30,0 % des BIP.[76]
2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Bis zum Jahr 2014 stieg die Verschuldung der Ukraine gegenüber dem Ausland auf ca. 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Im Januar 2015 lag immer noch kein konsistenter Haushaltsplan für das laufende Jahr vor. In einem im Januar 2015 veröffentlichten Plan[78] schlug George Soros vor, dass internationale Geldgeber, insbesondere die EU, der Ukraine möglichst noch im 1. Quartal 2015 50 Milliarden US-Dollar zukommen lassen sollten. Wenn Russland einen früher gewährten Kredit in Höhe von 3 Milliarden Euro an die Ukraine wegen Verletzung der Vertragsbedingungen, in denen eine Verschuldungsobergrenze von 60 Prozent des BIP festgeschrieben war, fällig stelle, solle der Paris Club diese Zahlungsverpflichtung übernehmen solle, um einen generellen Default und einen Kapitalverlust privater Gläubiger zu verhindern. Die zur Vermeidung eines finanziellen Zusammenbruchs der Ukraine notwendigen Sofortzahlungen, die vom IWF auf 15 Milliarden Dollar geschätzt werden, seien bei weitem nicht ausreichend.[79] Vor dem Hintergrund der drohenden Zahlungsausfälle verhandelte Soros, dessen Fonds stark in der Ukraine investiert ist, in Kijiv am 13. Januar 2015 mit Politikern und Parlamentariern u. a. über die Gründung eines staatlichen Fonds zur Absicherung privater Investoren.[80]
Amnesty International kritisiert die Polizeigewalt in der Ukraine. Die Menschenrechtsorganisation dokumentierte Folter durch Würgen und Stromschläge sowie die Vergewaltigung einer Frau durch Polizeibeamte.[81] Außerdem seien Gefängniszellen überfüllt, es sei kaum medizinische Versorgung vorhanden, und die hygienischen Bedingungen seien mangelhaft. Zahlreiche Menschen würden willkürlich verhaftet, insbesondere Asylsuchende, die des Öfteren von der Polizei diskriminiert würden.[82] Human Rights Watch kritisiert die Verurteilung der früheren Premierministerin Julija Tymoschenko und fordert eine Untersuchung von mutmaßlichen Misshandlungen im Gefängnis.[83]
Im Ukrainekonflikt ab 2014 warf Amnesty International sowohl den bewaffneten Separatisten in der Ostukraine als auch Regierungssoldaten „gravierende Menschenrechtsverletzungen“ vor. Aktivisten, Demonstranten und Geiseln, die einer der Konfliktparteien in die Hände gerieten, seien misshandelt worden. Laut Amnesty International nahmen vor allem die Separatisten zahlreiche Geiseln, die „oft brutal geschlagen und gefoltert“ wurden. Allerdings seien auch auf Seiten der regierungstreuen Kräfte und der ukrainischen Armee Menschenrechtsverletzungen dokumentiert worden. Es sei von Hunderten Entführungen in der Ostukraine auszugehen. Opfer seien oftmals Zivilisten. Die Erpressung von Lösegeld sei ebenfalls ein Motiv der separatistischen Gruppen.[84]
Die Ukraine ist in 24 Oblaste (ukr. область, Bezirke, wörtl. Gebiete), die Autonome Republik Krim und zwei Städte mit Sonderstatus, Kiew und Sewastopol, gegliedert.
Die Autonome Republik Krim (ukrainisch Автономна Республіка Крим), zu Zeiten der UdSSR offiziell Oblast Krim, ist geographisch gesehen die Krimhalbinsel und hat als Hauptstadt Simferopol.
Seit der Krimkrise 2014 hat die Regierung in Kiew keine Kontrolle mehr über die Autonome Republik Krim und die Stadt Sewastopol. Diese Gebiete wurden von Russland annektiert und sind aus Sicht Moskaus seit dem 21. März 2014 Teil der Russischen Föderation.
Die Ukraine ist ein Einheitsstaat, die Oblaste und Kommunen hatten lange Zeit nur sehr wenig Befugnisse. Am 28. Juni 2014 gab der ukrainische Präsident Poroschenko bekannt, dass es Verfassungsreform geben soll und die Macht dezentralisiert werden soll. Die Kommunen sollen deutlich mehr Befugnisse haben und ein Teil der Steuern bei den Oblasten verbleiben.[85]
Die größten Agglomerationen in der Ukraine sind:
Die wichtigsten Außenhandelspartner sind Russland (21,1 %), Deutschland (8,0 %), die Türkei (6,9 %), Italien (6,3 %), gefolgt von den Vereinigten Staaten (4 %), Turkmenistan (3,8 %), Polen (3,4 %) und der Volksrepublik China (3,3 %) (2007).[86]
Zypern und Deutschland sind die größten Direktinvestoren für das Jahr 2008, von insgesamt 36,5 Milliarden US-Dollar entfallen auf Zypern 8,3 Milliarden und auf Deutschland 6,8 Milliarden (Stand 1. Juli 2008).[86] Die wichtigsten Exportgüter der Ukraine sind Metallurgieprodukte, chemische Waren, Maschinen, Geräte, Nahrungsmittel und Textilien.[87]
Bei großen Teilen der 45.4 Millionen Ukrainer ist großes soziales Elend vorhanden. Die Hauptstadt der Ukraine Kiew hat bei einem Stundenlohn von 2,20 Euro den niedrigsten Stundenlohn und mit 17,6 % die mit Abstand niedrigste Kaufkraft aller europäischen Hauptstädte (Stand 2012).[88] Innerhalb des Landes nimmt das Gehalt weiter zu, je östlicher die Region liegt – mit der Spitze in der Oblast Donezk und dem Schlusslicht Oblast Ternopil im Westen.[89]
Viele Einwohner auf dem Land betreiben Subsistenzwirtschaft, da Löhne und Rente verspätet und unvollständig ausbezahlt wurden und das Lohnniveau mit den gestiegenen Lebenshaltungskosten nicht mithalten konnte. 1992 wurde eine Übergangswährung (Kupon-Karbowanez/купоно-карбованець) eingeführt, die wegen der wirtschaftlichen Krise in dieser Zeit unter einer Hyperinflation zu leiden hatte. So war der mittlere Jahreskurs 1992 135 Kupons für 1 Mark, 1995 gab es für 1 DM 102.886 Kupons. (Quelle:[4]) 1996 wurde der Karbowanez durch die Hrywnja abgelöst.
Nachdem sich die Ukraine 1991 von der UdSSR losgelöst hat, hat sie schrittweise einen Privatisierungsprozess eingeleitet. In den 1990er Jahren erlebte das Land ähnlich wie die anderen Transformationsländer Osteuropas aber zunächst eine Wirtschaftskrise, die eine Konsequenz der gesamtwirtschaftlichen Transformation war. Außerdem stellen die Auswirkungen der Reaktorkatastrophe von Tschornobyl 1986 eine fortdauernde schwere Belastung für das Land dar. 2007 konnte die Ukraine das Produktionsniveau von 1991 noch nicht wieder erreichen. Dies wird insbesondere der vom Internationalen Währungsfonds verordneten Schocktherapie zugeschrieben, die von 1992 bis 1995 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von 60 % zur Folge hatte. Ende der 1990er Jahre hat sich die Wirtschaft aber stabilisiert. Ab dem Jahr 2000 stand das Land im Zeichen eines starken wirtschaftlichen Aufschwungs. Das jährliche Wachstum des ukrainischen BIP betrug seitdem im Durchschnitt etwa 7 %. Im Jahr 2007 waren es 7,3 %.[90]
Die Ukraine ist von der weltweiten Finanzkrise ab 2007 besonders betroffen. Im ersten Halbjahr 2009 brach das BIP im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 % ein. Es kam zu einer Destabilisierung des Bankensektors, die Landeswährung Hrywnja verlor stark an Wert, und die Produktion brach ein. Auch die hohe Abhängigkeit von Energieimporten und die energieintensive Wirtschaft bei gestiegenen Gasimportpreisen verschärften die Krise. Die Ukraine erhielt vom IWF zur Abwendung des Staatsbankrotts einen an Auflagen geknüpften Kredit über 16,4 Mrd. US-Dollar, der in drei Tranchen ausgezahlt werden sollte. Da die Regierung der Ukraine die Auflagen nicht erfüllen wollte, beschloss der IWF, die dritte Tranche nicht auszuzahlen.[91][92] Wie das Wirtschaftsministerium mitteilte, ist im Jahre 2009 das Bruttoinlandsprodukt insgesamt um ca. 15 % zurückgegangen.[93]
Der Ende des Jahres 2004 erfolgte Machtwechsel, der nicht nur den Präsidenten betraf, sondern auch für neue Mehrheitsverhältnisse im Parlament sorgte, ließ tiefgreifende Reformen erwarten.
Die Rohstoffbasis der Ukraine umfasst verschiedene Metalle und Kohle. Etwa 5 % der weltweiten Eisenerzvorkommen liegen in der Ukraine. Dazu kommen Bauxit, Blei, Chrom, Speckstein, Gold, Quecksilber, Nickel, Titan, Uran und Zink. Am Schelf des Schwarzen Meeres wurden Erdöl- und Erdgasreserven entdeckt.[94] Der Anteil der Schwerindustrie an der Gesamtwirtschaft übertraf selbst den des ebenfalls schwerindustriell geprägten Polens um mehr als das Doppelte. 70 % der Industrieproduktion erfolgte 1991 in den Sektoren Maschinenbau, Schwarzmetallurgie (Eisen und Stahl), Energie, Chemie, Papier und Baumaterialien.
Am 17. Dezember 2013 vereinbarte die Regierung mit Russland den Kauf von ukrainischen Staatsanleihen im Wert von 15 Milliarden Dollar und die "vorübergehende" Senkung der Gaspreise um ein Drittel, um die ukrainische Wirtschaft zu stützen. Der Premierminister Mykola Asarow äußerte, ohne den Vertrag mit Russland drohe der Staatsbankrott und der Zusammenbruch der Gesellschaft. Nach BBC-Angaben würde die Ukraine für 2014 eine Außenfinanzierung in Höhe von 17 Milliarden Dollar benötigen, um weiter ihre Schulden bedienen zu können.[95]
Die Ukraine erhielt, nachdem die Regierung Jazenjuk im Amt war, zur Errichtung und Gewährleistung einer stabilen Wirtschaft und Politik, Zuschüsse und Darlehen zu tiefen Zinssätzen der Europäischen Union in Höhe von mindestens 11 Milliarden Euro. [96]
Auch das US-amerikanische Investmenthaus Franklin Templeton Investments hat in ukrainische Staatsanleihen im Wert von 7,6 Milliarden Dollar investiert und gehört somit zu den größten Gläubigern der Ukraine. [97]
Die Ukraine gehört zu den Ländern mit dem höchsten Energieverbrauch in Europa. 27,4 % der Energie werden aus Kohle erzeugt, etwa 20 % aus Erdgas, 47,5 % aus Atomenergie (Näheres hier) und 5 % aus Wasserkraft.
Am Dnepr steht (50 Kilometer von der Großstadt Saporischschja) das Kernkraftwerk Saporischschja; es hat sechs Kernreaktoren mit je 950 MW Nettoleistung. Dort liegt auch eine der größten Talsperren Europas. Diese dient auch als Speicherkraftwerk und hat eine elektrische Leistung von 1.500 Megawatt.
Jährlich produziert die Ukraine rund 60 Millionen Tonnen Getreide, hauptsächlich Weizen, Mais und Gerste, wovon über 50 % exportiert werden. Sie steht damit weltweit an siebenter Stelle der Getreideproduzenten (2012).[98]
Da die Ukraine mit einer dicken Schicht sehr fruchtbarer Schwarzerde (Tschernosem) auf 56 % ihrer Landesfläche den weltweit höchsten Anteil an Ackerboden bester Qualität aufweist[99] und die Bodenpreise im Vergleich sehr niedrig sind, findet Land Grabbing statt. 2012 lagen die Preise pro Hektar bei 350 Hrywnja, um die 30 Euro Pacht.[100] Im November 2008 berichtete The Guardian über den Erwerb von 250.000 Hektar Ackerland in der Ukraine durch Libyen.[101][102] Eine russische Firma pachtete rund 300.000 Hektar Land.[103] Ende 2012 hielt der US-Investmentfonds New Century Holdings (NCH Capital) rund 450.000 Hektar[104] Land in der Ukraine. 2012 gewährte die China Exim-Bank einen Kredit in Höhe von 3 Mrd. USD und erhielt für die folgenden 15 Jahre bis zu 6 Mio. Tonnen Getreide per annum[105] und 2013 begann das Chinesische Staatsunternehmen Xinjiang Production and Construction Corps mit dem ukrainischen Agrarkonzern KSG Agro über 100.000 Hektar in der Schwarzmeerregion zu verhandeln. Für den chinesischen Markt sollen Feldfrüchte angebaut und Schweine gezüchtet werden. Für weitere Pachtrechte auf 50 Jahre will die Volksrepublik China bis zu drei Millionen Hektar übernehmen.[106]
Im nördlichen Teil des Landes gab es einst eine ausgedehnte Waldsteppe mit sehr fruchtbarem Lößboden. Bis auf einen kleinen Restbestand wurden diese Wälder jedoch abgeholzt und in Ackerland umgewandelt. Das Land verfügt heute nur noch über etwa 5 % Waldanteil an der Gesamtfläche. Bekannt sind die Birkenwälder um Kiew und die Wälder in Wolhynien. An der nördlichen Grenze des Landes zu Weißrussland kann in einem Radius von 30 Kilometern um die Stadt Prypjat seit der Katastrophe von Tschernobyl 1986 (ukrainisch Tschornobyl) wegen der anhaltenden Verseuchung keine Landwirtschaft mehr betrieben werden. Unabhängig davon leidet die Landwirtschaft seit einigen Jahrzehnten zusätzlich unter starker Bodenerosion. Durch die damit verbundene Versteppung des Landes hat die Ukraine schon rund ein Achtel ihrer landwirtschaftlichen Nutzfläche eingebüßt.
Im Süden der Ukraine an der Küste und auf der Krim wird Wein- und Obstanbau betrieben, im Rest des Landes wird vorwiegend Weizen, Kartoffel und Zuckerrübe angebaut. Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit wurden 55 % des ukrainischen Territoriums für Ackerbau genutzt und insgesamt 70 % der Fläche für die Landwirtschaft. Der agro-industrielle Komplex erwirtschaftete 1991 etwa 40 % des Nationaleinkommens. Heute werden in der Ukraine insgesamt 42,894 Mio. Hektar (ha) Land landwirtschaftlich genutzt (Stand: 11. Juli 2007).[107]
Bei Krywyj Rih (Krywbass), Dnipropetrowsk und Saporischschja befinden sich Eisenerzlagerstätten mit entsprechender Verarbeitung. Hinzu kommen Maschinenbau, Schienenfahrzeug-[108] und Automobilindustrie[109], Luft- und Raumfahrtindustrie[110], Rüstungsindustrie[110][111], Nahrungsmittelindustrie, der Bau von Elektrogeräten sowie eine umfangreiche Werftindustrie.[111] Ausgeführt werden vor allem Kohle, Stahl, Elektrogeräte, Maschinen, Fahrzeuge[109] und Nahrungsmittel, eingeführt werden vor allem Energieträger (Gas und Erdöl) aus Russland. Im Donezkbecken befinden sich viele sanierungsbedürftige Bergwerke, in denen es bereits zu schweren Grubenunglücken kam.
Die größten Automobilwerke sind KrAZ in Krementschuk, LuAZ in Luzk und Saporisky Awtomobilebudiwny Sawod (SAS) in Saporischschja.
Der Tertiärsektor entwickelt sich in der Ukraine in den letzten Jahren sehr dynamisch, blieb allerdings stark von den Schwankungen der Finanzmärkte abhängig. Neben den Banken zeigten auch die Software- und IT-Service-Branche große Zuwachsraten. Ihr Umsatz betrug 2014 etwa 5 Milliarden US-Dollar. Manager bzw. ehemalige Manager der IT-Industrie sind seit 2014 stark im Parlament und in leitenden Positionen der Regierungskoalition vertreten.[112]
Zu den größten Softwareproduzenten und IT-Serviceunternehmen gehören Luxoft[113] mit Hauptsitz in der Schweiz und Ciklum[114], die vor allem Offshore-Programmierung anbieten, sowie der Produzent von Computerspielen GSC Game World. Die IT-Industrie beschäftigt etwa 50.000 Ingenieure und Programmierer. Neben Russland, Japan und den USA investieren hier auch EU-Länder.
Im Bankwesen fand die erste Übernahme durch ein ausländisches Kreditinstitut erst im Oktober 2005 statt, aber schon davor wurden Banken mit ausländischem Kapital gegründet. Damals übernahm die österreichische Raiffeisen International die zweitgrößte Bank des Landes, „Bank Aval“ (jetzt Raiffeisen Aval). Die Verkaufsverhandlungen wurden von ukrainischer Seite bewusst in die Länge gezogen, da sich rasch weitere Interessenten an der Bank fanden, und sich der Kaufpreis somit Stück für Stück auf letztendlich 836 Millionen Euro (für 93,5 % Anteil) erhöhte. Zusammen mit der 1998 gegründeten „Raiffeisenbank Ukraine“ hielt die „Raiffeisen International“ einen Bilanzkapitalanteil von 12 % am ukrainischen Bankensektor bis zum Verkauf der Ersteren an OTP Bank 2006.
Von da an gab es plötzlich großes Interesse von zahlreichen ausländischen Banken, die ebenfalls in der Ukraine Fuß fassen wollten. Innerhalb von nur fünf Monaten schnellte der Anteil ausländischer Banken am ukrainischen Bankensektor von knapp über 12 % auf rund 25 % und betrug im August 2007 31,7 %. Ab 2010 ging die Entwicklung wieder in gegenläufiger Richtung.[115]
Eine weitere der fünf ukrainischen Großbanken, die Ukrsibbank, wurde im Dezember 2005 von der größten französischen Bank, BNP Paribas, übernommen. 51 % wechselten für knapp 300 Millionen Euro ihren Besitzer. Im September 2007 hat die Commerzbank einen Anteil von 60 % an der Bank Forum für 600 Millionen Euro übernommen.
Auch von den kleineren der 158 (per Ende 2005) ukrainischen Banken wurden bereits mehrere übernommen. So übernahm beispielsweise der russische Marktführer, die staatliche Sberbank, die ukrainische NRB-Ukraina (hat dafür jedoch noch keine Erlaubnis der Bankenaufsicht erhalten), und die russische Nummer zwei, die ebenfalls staatliche Vneschtorgbank (VTB) übernahm die ukrainische Mrija für umgerechnet knapp 60 Millionen Euro. Man vermutet hinter den Übernahmen der staatlichen russischen Banken politische Motive, wie diese auch bereits im Januar 2006 in der plötzlichen Vervielfachung des Gaspreises von russischer Seite gesehen wurden.
Funktionen der Zentralbank übt die Nationalbank der Ukraine aus, sie wurde 1991 gegründet. Aufgrund der Weltfinanzkrise ab 2007 verlor die Hrywnja von Herbst 2008 bis Februar 2009 über 40 % ihres Wertes. Die Ratingagentur Fitch wertete die Ukraine auf B (Hochspekulativ) ab.
Die staatliche Nachrichtenagentur ist die 1918 gegründete UKRINFORM und setzt täglich rund 300 Meldungen ab.[116] Generaldirektor seit 2011 Oleksandr Detsyk (* 1979).[117] Weitere einflussreiche Unternehmen sind die nichtstaatliche russische Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine und die private Ukrainische Unabhängige Informationsagentur (UNIAN), welche von dem Oligarchen Ihor Kolomojskyj kontrolliert wird.[118] Insgesamt sind rund 35 Nachrichtenagenturen in der Ukraine aktiv, jedoch sind die meisten sehr klein und übernehmen die Informationen der führenden Nachrichtenagenturen. Seit März 2014 spielt das am Majdan Nesaleschnosti im Hotel Ukrajina gelegene Ukrainian Crisis Media Center (UCMC) eine wichtige Rolle. Es wird finanziert von George Soros (Open Society Foundations), dem US- Public-Relation-Unternehmen Weber Shandwick und der ukrainischen Regierung und verbreitet Nachrichtenmeldungen und Bildmaterial zur Krise.[119][120]
Beim Fernsehen, das 1951 in der Ukraine eingeführt wurde, gibt es neben dem staatlichen Fernsehen seit 1993 auch private Fernsehanbieter.
Nazionalna Radiokompanija Ukrajiny (Національна радіокомпанія України, НРКУ; deutsch: Nationale Hörfunkgesellschaft der Ukraine; englisch: National Radio Company of Ukraine, NRCU) ist die staatliche Hörfunkanstalt der Ukraine mit dem dazugehörtigen Auslandsdienst Radio Ukraine International. Daneben gibt es weitere private Radiostationen.
Die Ukraine ist in den letzten Jahren auch im Zusammenhang mit dem „IT-Outsourcing“ bekannt geworden. Eine große Zahl ukrainischer Softwareentwicklungsunternehmen befindet sich vor allem in Kiew, Charkiw, Lwiw, Dnipropetrowsk, Donezk und Simferopol (Krim). Somit nutzt das Land seine geografische und kulturelle Nähe zu Westeuropa und macht bereits etablierten IT-Dienstleistern wie Indien und China Konkurrenz. Jedoch kann der Umsatz, der in diesem Bereich entsteht, noch nicht mit dem indischen verglichen werden.
Ein wichtiges touristisches Ziel in der Ukraine bildet die Hauptstadt Kiew, die neben vielen historischen Sehenswürdigkeiten auch ein modernes pulsierendes Kulturleben bietet. Als Erholungsgebiet wird seit den Zarenzeiten die Schwarzmeerküste genutzt, allem voran die Halbinsel Krim, die 1954 der Ukrainischen SSR übertragen wurde. Die Krim bietet neben kulturellen Hinterlassenschaften zahlreicher Völker (Griechen, Krimtataren, Genueser) ein subtropisches Klima und eine Vielzahl von Palästen und Sanatorien. Die Krim ist ebenso Schauplatz des jährlichen Festivals elektronischer Tanzmusik KaZantip.
Im Westen der Ukraine ist die Stadt Lwiw mit ihrer zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Innenstadt sehenswert. In den angrenzenden ukrainischen Karpaten gibt es neben einer beeindruckenden Natur traditionelle Thermalkurorte wie Truskawez oder Skigebiete wie Slawske.
Als eine Art Extremtourismus haben sich in letzter Zeit Ausflüge in die verstrahlte Zone von Tschornobyl nördlich von Kiew etabliert.
Die Ukraine besitzt aus Zeiten der Sowjetunion vor allem eine Nord-Süd-Verkehrsorientierung (Moskau-Kiew-Odessa, Moskau-Charkiw-Krim). Man versucht aber seit der Unabhängigkeit des Landes, die Infrastruktur in eine West-Ost-Orientierung zu reorganisieren und die Verbindungen zu Polen, der Slowakei und Ungarn zu intensivieren (Anbindung an den Paneuropäischen Korridor III: Straßenverbindung und Bahnstrecke Berlin/Dresden – Breslau – Krakau – Lwiw – Kiew und V: Košice – Tschop – Lwiw und Budapest – Tschop – Lwiw). Die Ukraine ist heute vor allem ein Transitland zwischen Mitteleuropa und dem Kaukasus und zwischen Südeuropa und Russland. Hauptverkehrsträger in der Ukraine ist die Eisenbahn, gefolgt vom Straßenverkehr und der Binnenschifffahrt auf dem Dnepr (Dnipro).
In der Ukraine wird von der Eisenbahn die auch in Russland gebräuchliche Spurweite von 1520 mm verwendet. Die Strecken im Raum Kiew, Lwiw und im Osten der Ukraine sind elektrifiziert, dazwischen befinden sich nicht-elektrifizierte Abschnitte. Eine komplette Elektrifizierung ist vorgesehen. Der staatliche Eisenbahnhersteller ist die Lokomotivfabrik Luhansk. Die nationale Eisenbahngesellschaft Ukrsalisnyzja wurde 1991 gegründet und liegt ebenfalls in staatlicher Hand. 2009 kamen von der Regierung erste Vorschläge über eine Privatisierung ins Gespräch. Im Zuge der Annexion der Krim durch Russland und im Laufe der Kampfhandlungen in den Oblasten Donezk und Luhansk kam es zu starken Einschränkungen des Bahnverkehrs in den betreffenden Regionen.
Die Ukraine hat ein Straßennetz von fast 170.000 Kilometern Länge. Ein zusammenhängendes Autobahnnetz besteht noch nicht, es existieren jedoch vielerorts autobahnartig ausgebaute Fernstraßen und Nationalstraßen. Die M 06 von Ungarn nach Kiew wurde in den letzten Jahren renoviert und ist nun von der Grenze über die Karpaten bis Lwiw durchgehend in sehr gutem Zustand. Das Tankstellennetz ist sehr dicht. In manchen Dörfern sind die Straßen noch sehr schlecht ausgebaut, werden jedoch allmählich saniert. In vielen Großstädten gibt es Straßenbahnen und U-Bahnen, wie beispielsweise die Metro in Kiew und überall im Land ein sehr dichtes Netz an Busverbindungen.
Kiew war neben Moskau der östlichste Punkt einer der großen mittelalterlichen Via Regia bis nach Santiago de Compostela in Spanien.
In allen wichtigen großen Städten befinden sich internationale Flughäfen. Ukraine International Airlines, Aerosvit Airlines und Donbassaero sind die bekanntesten Fluggesellschaften in der Ukraine. Die Flughäfen in Kiew-Boryspil, Odessa und Dnipropetrowsk sind die wichtigsten internationalen Verkehrsflughäfen der Ukraine. Der Flugzeugbauer Antonow mit Hauptsitz in Kiew hat mit der Antonow An-225 mit einem Frachtraumvolumen von insgesamt 1220 m³ bei 250 t Zuladung (was den Transport von 4 Sattelzügen und dahinter einem Lkw und daneben seinem Anhänger, alle beladen, ermöglicht) das momentan weltweit größte Transportflugzeug im Einsatz. Es wurden insgesamt zwei Flugzeuge dieses Typs gebaut, wobei nur eines fertiggestellt wurde.
Wichtigste Binnenschifffahrtstraße ist der Dnepr, der bis Kiew auch für kleine Seeschiffe befahrbar ist; in Illitschiwsk, Mykolajiw und Cherson befinden sich Seehäfen, der größte ist der Hafen von Odessa. Seit der Annexion der Krim durch Russland hat die Ukraine auf die Seehäfen in Sewastopol und Kertsch keinen Zugriff mehr. Das Hauptquartier der ukrainischen Marine war bis zur Krimkrise in Sewastopol am Schwarzen Meer, seither befindet es sich in Odessa. Es bestehen Fährverbindungen von Illitschiwsk nach Poti in Georgien, nach Constanța in Rumänien und nach Derince in der Türkei [131].
In der Ukraine wurden neben dem herkömmlichen öffentlichen Telefonnetz, welches zu 76 % (2006) vom staatlichen (bis 2011) Anbieter Ukrtelecom dominiert wird, auch GSM-Mobilfunknetze aufgebaut. Die größten Mobilfunknetze sind zurzeit:
Ukrtelecom startete im November 2007 das erste UMTS-Mobilfunknetz der Ukraine, das seit 2011 als 3Mob[132] firmiert. Die 2011 privatisierte[133] Ukrtelecom befindet sich mehrheitlich im Besitz der Holding SCM des Oligarchen Rinat Achmetow[134]. Im Winter 2014-2015 werden noch drei Lizenzen für den Mobilfunkstandard UMTS verkauft. Diese Netze werden frühestens im Sommer 2015 in Betrieb gehen.[135]
Die Ukraine ist ein wichtiges Transitland für russisches Erdgas. Osteuropäische Länder, aber auch die Bundesrepublik Deutschland werden über die Pipelines mit russischem Gas versorgt. Um die starke Abhängigkeit der Ukraine von russischem Gas zu minimieren, wurde 2014 eine technische Umrüstung eingeleitet, welche die Gasversorgung der Ukraine von West- und Mitteleuropa her ermöglichen soll.[136]
Die Kanäle in der Ukraine dienen vorwiegend der Bewässerung und nicht als Schifffahrtskanal. Der wichtigste Kanal ist der Nord-Krim-Kanal, ein über 400 km langer Bewässerungskanal, der seit den 1970er Jahren das aufgestaute Wasser des Dnepr in die wasserarmen Regionen im Süden der Ukraine und auf die Krim leitet und so 85 % des gesamten Wasserverbrauchs der dortigen Bevölkerung deckt.
Durch die Mitte der Ukraine fließt mit dem Dnepr der drittlängste Strom Europas und teilt das Land in die rechtsufrige und linksufrige Ukraine. Um den Schienen- und Straßenverkehr beider Ufer miteinander zu verbinden, sind zahlreiche Brücken, vor allem in den Städten am Fluss, erbaut worden. Daneben dienen die Staumauern, die den Dnepr anstauen, als Flussübergänge für den Straßenverkehr.
Die Volkskunst hat in der Ukraine eine hohen Stellenwert. Bekannte ukrainische Volkskünstler sind zum Beispiel Marija Prymatschenko, Kateryna Bilokur und Iwan Hontschar. Zu Weltruhm gelang die Petrykiwka-Malerei, ein origineller Stil der dekorativen Malerei, welcher 2013 in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen wurde.
Das erste in der Ukraine erschienene Buch wurde von Jurij Drohobytsch im Jahre 1483 verfasst. Der in der Stadt Poltawa lebende Iwan Kotljarewskyj gilt als Erneuerer der ukrainischen Schriftsprache. Zu den bedeutendsten Schriftstellern gehören Iwan Franko, Lesja Ukrajinka und Taras Schewtschenko, nach dem der seit 1962 verliehene wichtigste Kulturpreis der Ukraine, der Taras-Schewtschenko-Preis benannt ist. Der wichtigste Filmpreis ist nach dem Regisseur und Schriftsteller Oleksandr Dowschenko benannt.
Iwan Kotljarewskyj (1769–1838) |
Taras Shevchenko (1814–1861) |
Iwan Franko (1856–1916) |
Mychajlo Kozjubynskyj (1864–1913) |
Lesja Ukrajinka (1871–1913) |
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Der populärste Fußballspieler aus der Ukraine ist Andrij Schewtschenko, der zuletzt bei Dynamo Kiew unter Vertrag stand. Er beendete seine Karriere dort 2012. Die erste Fußballliga in der Ukraine ist die Premjer-Liha. Bekannte Vereine sind Dynamo Kiew und Schachtar Donezk. Der bisher größte Erfolg der jungen ukrainischen Fußballnationalmannschaft war das Erreichen des Viertelfinales bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Oleh Blochin und Ihor Bilanow waren zu Sowjetzeiten Europas Fußballer des Jahres. Oleh Blochin, der seine aktive Karriere in Österreich bei Vorwärts Steyr ausklingen ließ, war bis Januar 2008 Trainer der Ukrainischen Nationalmannschaft. Die Ukraine konnte am 18. April 2007 einen sportpolitischen Erfolg erringen, indem das Land, welches erst seit 1992 eigenständig dem Europäischen Fußball-Verband UEFA angehört, im ersten Wahlgang den Zuschlag des UEFA-Exekutivkomitees bekam, gemeinsam mit Polen die Fußball-Europameisterschaft 2012 auszurichten.
Im Amateurboxen konnte die Ukraine seit 1996 zwei Olympiasieger stellen: Wladimir Klitschko (1996, Superschwergewicht) und Wassyl Lomatschenko (2008, Federgewicht). Andrij Kotelnik (2000, Leichtgewicht) und Serhij Dotsenko (2000, Weltergewicht) gewannen Silbermedaillen. Zudem errangen ukrainische Boxer fünf Bronzemedaillen, unter anderem Wladimir Sidorenko (2000, Fliegengewicht) und Wjatscheslaw Hlaskow (2008, Superschwergewicht). Im Profibereich gelang es bisher fünf Athleten Weltmeistertitel zu gewinnen: Wladimir und Vitali Klitschko im Schwergewicht, Serhij Dsindsiruk im Halbmittelgewicht, Sidorenko im Bantamgewicht und Kotelnik im Halbweltergewicht.
Serhij Bubka aus Luhansk ist sechsfacher Weltmeister und Olympiasieger im Stabhochsprung. Er stellte insgesamt 35 Weltrekorde auf und schaffte 43 Sprünge über die Sechs-Meter-Marke. Seit 2005 ist er Vorsitzender des Nationalen Olympischen Komitees der Ukraine.
Ruslan Ponomarjow wurde 2002 FIDE-Weltmeister, Anna Uschenina 2012 Schachweltmeisterin. Die Nationalmannschaft wurde 2001 Schach-Mannschaftsweltmeisterschaft und gewann die Schacholympiade 2004 und die Schacholympiade 2010.[137] Die ukrainishe Damenauswahl siegte 2006 bei der Schacholympiade.
Die Städte Lwiw und Riwne sind international bekannt im Speedway. In beiden Städten wurden bereits mehrfach WM-Läufe ausgetragen.
Armenien | Aserbaidschan | Kasachstan | Kirgisistan | Moldawien | Russland | Tadschikistan | Usbekistan | Weißrussland
Assoziierte Mitglieder: Turkmenistan | Austritt angekündigt: Ukraine
Aserbaidschan | Georgien | Moldawien | Ukraine
Souveräne Staaten:
Albanien | Andorra | Belgien | Bosnien und Herzegowina | Bulgarien | Dänemark2 | Deutschland | Estland | Finnland | Frankreich2 | Griechenland | Irland | Island | Italien2 | Kasachstan1 | Kroatien | Lettland | Liechtenstein | Litauen | Luxemburg | Malta | Mazedonien | Moldawien | Monaco | Montenegro | Niederlande2 | Norwegen2 | Österreich | Polen | Portugal2 | Rumänien | Russland1 | San Marino | Schweden | Schweiz | Serbien | Slowakei | Slowenien | Spanien2 | Tschechien | Türkei1 | Ukraine | Ungarn | Vatikanstadt | Vereinigtes Königreich2 | Weißrussland
Sonstige Gebiete:
Färöer | Gibraltar | Guernsey | Isle of Man | Jersey
Umstrittene Gebiete:
Kosovo | Transnistrien
1 Liegt größtenteils in Asien. 2 Hat zusätzliche Gebiete außerhalb Europas.
Mitglieder: Kasachstan | Kirgisistan | Russland | Tadschikistan | Usbekistan | Weißrussland
Albanien | Andorra | Armenien | Aserbaidschan | Belgien | Bosnien und Herzegowina | Bulgarien | Dänemark | Deutschland | Estland | Finnland | Frankreich | Georgien | Griechenland | Irland | Island | Italien | Kanada | Kasachstan | Kirgisistan | Kroatien | Lettland | Liechtenstein | Litauen | Luxemburg | Malta | Mazedonien | Moldawien | Monaco | Mongolei | Montenegro | Niederlande | Norwegen | Österreich | Polen | Portugal | Rumänien | Russland | San Marino | Schweden | Schweiz | Serbien | Slowakei | Slowenien | Spanien | Tadschikistan | Tschechien | Türkei | Turkmenistan | Ukraine | Ungarn | Usbekistan | Vatikanstadt | Vereinigtes Königreich | Vereinigte Staaten | Weißrussland | Republik Zypern
Partnerstaaten: Afghanistan | Australien | Ägypten | Algerien | Israel | Japan | Jordanien | Marokko | Tunesien | Südkorea | Thailand
Koordinaten: 50° N, 31° O