Ludwig III. König von Bayern (* 7. Januar 1845 in München; † 18. Oktober 1921 auf Schloss Nádasdy in Sárvár, Ungarn) war ab 1912 Prinzregent und von 1913 bis 1918 der letzte König von Bayern. Mit seiner Absetzung endete die 738 Jahre währende Herrschaft der Wittelsbacher Dynastie.
Ludwig wurde in München als ältester Sohn des späteren Prinzregenten Luitpold und der Prinzessin Auguste Ferdinande von Habsburg-Toskana geboren. Noch am Tag seiner Geburt wurde er im Thronsaal der Münchner Residenz auf den Namen seines Großvaters König Ludwig I. getauft, der die Patenschaft übernahm. Seine Geschwister waren Leopold (1846–1930), Therese (1850–1925) und Arnulf (1852–1907). Von 1852 bis 1863 fungierte der Artillerieoffizier Ferdinand Ritter von Malaisé als sein Erzieher und Hauslehrer, ab 1855 unterstützt durch Heinrich von Vallade. Ludwig studierte 1864/65 in München an der Ludwig-Maximilians-Universität Philosophie, Jura, Geschichte und Nationalökonomie. Am 23. Juni 1863 wurde er Mitglied in der Kammer der Reichsräte. 1896 wurde er zum Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt.
Er nahm 1866 am Krieg gegen Preußen teil und wurde im Mainfeldzug als Ordonnanzoffizier seines Vaters am 25. Juli 1866 bei Helmstadt verwundet, was dazu beitrug, dass er Militärischem eher abgeneigt war. Ludwig heiratete am 20. Februar 1868 in Wien Marie Therese, Erzherzogin von Österreich-Este und Prinzessin von Modena. Im selben Jahr übernahm er das Ehrenpräsidium im Zentralkomitee des Landwirtschaftlichen Vereins. 1870 votierte er als Mitglied des Reichsrats für die Annahme der Novemberverträge. 1871 kandidierte er bei den ersten Reichstagswahlen erfolglos für die Bayerische Patriotenpartei. 1875 kaufte er das Schloss Leutstetten und machte daraus ein landwirtschaftliches Mustergut. 1906 setzte er sich für die bayerische Wahlrechtsreform ein, was SPD-Gründer August Bebel lobte: „Das deutsche Volk hätte, wenn es den Kaiser aus einem der deutschen Prinzen wählen dürfte, vermutlich den Wittelsbacher Ludwig und nicht den Preußen Wilhelm I. gekürt.“[1]
Nach dem Tod seines Vaters Luitpold folgte ihm Ludwig am 12. Dezember 1912 als Prinzregent von Bayern nach. König war zu dieser Zeit nominell sein Cousin Otto I., der jedoch seit seiner Jugend geisteskrank und bereits seit seiner Thronbesteigung im Jahr 1886 regierungsunfähig war. Schon im Herbst 1912 beriet der Ministerrat über eine Königsproklamation für Ludwig, jedoch ergaben Sondierungsgespräche, dass die Zentrumsfraktion die erforderliche Verfassungsänderung mehrheitlich nicht mittragen würde.[2] Im Oktober 1913 kam das Thema erneut auf die Tagesordnung, nachdem Auszüge eines Rechtsgutachtens bekannt geworden waren, das die aktuelle Regentschaft durch Proklamation als verfassungswidrig einstufte. Durch eine Änderung der bayerischen Verfassung, zu der nun auch das Zentrum bereit war, wurde schließlich die grundsätzliche Möglichkeit geschaffen, im Fall einer lange andauernden Krankheit des Königs die Regentschaft zu beenden und den nächsten Wittelsbacher in der Thronfolge den bayerischen Thron besteigen zu lassen. Nachdem der Staatsrat und die beiden Parlamentskammern zugestimmt hatten, trat das Gesetz zur Regentschaftsbeendigung am 4. November 1913 in Kraft.[3] Am 5. November erklärte Prinzregent Ludwig daraufhin in einer von den bayerischen Ministern unterzeichneten Erklärung seine Regentschaft für beendet und den Thron als „erledigt“, womit Otto seine königlichen Rechte verlor.[4] Am selben Tag wurde er als Ludwig III. zum König von Bayern ausgerufen. Die Initiative zu dieser Verfassungsänderung ging dabei – anders als oft behauptet – nicht vom Prinzregenten Ludwig, sondern von seinen Ministern, insbesondere von Finanzminister Georg Ritter von Breunig, aus. Am 8. November leistete der neue König den Eid.[3] Am 12. November fuhr er im achtspännigen vergoldeten Krönungswagen von der Residenz zum Gottesdienst in der Frauenkirche.
Auch als König ging er wie bisher bedenkenlos in München spazieren und traf sich mit seinen bürgerlichen Freunden in einem Lokal in der Türkenstraße. Ludwigs Leidenschaft blieb auch nach seiner Thronbesteigung die Landwirtschaft, so dass man im Volk (wenn auch durchaus in respektvoller Zuneigung) vom „Millibauer“ (hochdeutsch: Milchbauer) auf dem Thron sprach. Zahlreiche Karikaturen in diesem Zusammenhang nahm er mit Humor. Außerdem setzte er sich tatkräftig für den Ausbau des Ludwig-Donau-Main-Kanals ein.
Ludwigs kurze Amtszeit war stark konservativ und katholisch geprägt. Seine Sozialpolitik orientierte sich stark an der Enzyklika „Rerum Novarum“, die 1891 von Papst Leo XIII. verkündet worden war.
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, sandte er an Kaiser Wilhelm II. eine Solidaritätserklärung. Wenige Tage danach brachte er zum Ausdruck, dass er als Ergebnis eines siegreichen Krieges die territoriale Vergrößerung Bayerns erwarte. Während des Weltkrieges machte er durch annexionistische Forderungen von sich reden, wobei diese vor allem auf das Elsass und sogar auf Teile Belgiens (Antwerpen) abzielten, um Süddeutschland an den Welthandel anzubinden. Am 6. Juni 1915 auf dem sogenannten Kanaltag, der Jahresversammlung des 1891 gegründeten Bayerischen Kanalvereins, forderte er den direkten Zugang vom Rhein zum Meer. Auf Bitten der Reichsregierung wurde die Rede am 8. Juni in der Bayerischen Staatszeitung nur in abgeschwächter Form veröffentlicht, um die neutralen Niederlande nicht zu verärgern. Die Forderung nach der Annexion von Teilen Belgiens ließ Ludwig 1916 fallen, verlangte aber weiterhin die Angliederung des Elsass an Bayern.
Allerdings sind diese Forderungen nicht nur Ludwig anzulasten, da z.B. große Teile der Zentrumspartei ähnliche Pläne hegten. Ihre Ursache liegt nicht zuletzt darin, dass im Gefolge eines deutschen Sieges ein weiterer Ausbau der preußischen Dominanz im Reich befürchtet wurde. Dem suchte man durch eigenständige bayerische Gebietsansprüche entgegenzuwirken.
Mit Billigung des Vatikans begründete er am 14. Mai 1916 das Fest der „Patrona Bavariae“ in München, das in den folgenden Jahren in allen bayerischen Diözesen begangen wurde. Die Freisinger Bischofskonferenz beschloss 1970, den Festtermin als Auftakt zum Marienmonat auf den 1. Mai festzulegen.
Derweil kam es in München im Juni 1916 infolge der knappen Lebensmittelrationierung zur ersten einer bis 1918 nicht mehr endenden Folge von Hungerdemonstrationen. Negative Berichte von Fronturlaubern verschlechterten die Stimmung. Am 28. Januar 1918 kam es auch in Bayern zum ersten Streik gegen den Krieg, dem weitere folgten.
Im Zuge der Novemberrevolution proklamierte Kurt Eisner am 7. November 1918 den Freistaat Bayern und erklärte Ludwig als König für abgesetzt. Damit war er der erste deutsche Monarch, den die Revolution vertrieb. Trotz der seit längerem gärenden Unzufriedenheit unter der in weiten Teilen notleidenden Bevölkerung hatte der Aufruhr den König völlig unvorbereitet getroffen. Vom Ausbruch der Revolution soll er bei seinem täglichen Nachmittagsspaziergang im Englischen Garten von einem Passanten erfahren haben.[5] Nach seiner Rückkehr in die Residenz fand er diese vom Personal und den Wachen weitgehend verlassen vor. Schließlich floh der restliche Hofstaat mit Automobilen zuerst nach Wildenwart, von dort weiter an den Hintersee in Ramsau bei Berchtesgaden, und als auch hier die Sicherheit des Königs bedroht schien, schließlich nach Schloss Anif bei Salzburg in Österreich. Am 13. November 1918 entband er mit der Anifer Erklärung die bayerischen Beamten und Soldaten von ihrem Treueeid.
Ludwig lebte zunächst auf seinen Gütern in Ungarn und nach dem dortigen Ausbruch der Revolution in der Schweiz im Exil. Im April 1920 kehrte er nach Bayern zurück, wo er auf Schloss Wildenwart wohnte und gelegentlich Ausflüge nach Lenggries und Berchtesgaden unternahm. Nach seinem Tod am 18. Oktober 1921 in Ungarn wurde der Leichnam zunächst nach Wildenwart überführt, wo seine Frau 1919 verstorben war. Anschließend überführte man die beiden Särge in die Ludwigskirche in München.
Da aus Rücksicht auf die Reichsregierung ein Staatsbegräbnis nicht durchführbar erschien, übertrug die bayerische Staatsregierung die Organisation des Begräbnisses Gustav Ritter von Kahr als Privatperson. Die Staatsregierung hatte sich von Kahr versichern lassen, dass die Ausrufung der Monarchie nicht geplant sei. Damit handelte sie im Einverständnis von Kronprinz Rupprecht, der seine Rechte nur auf legalem Weg antreten wollte.[6]
Am 5. November 1921 bewegte sich der Leichenzug im traditionellen Zeremoniell der Monarchie mit den Särgen des Königspaares auf dem sechsspännigen Hoftrauerwagen von der Ludwigskirche zur Frauenkirche. Den Totengottesdienst zelebrierte Erzbischof Michael von Faulhaber, die Trauerrede enthielt ein Bekenntnis zur Monarchie und zum Gottesgnadentum. Ludwig wurde in der Frauenkirche mit seiner Frau in der Familiengruft der Wittelsbacher beigesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Unterkirche des Münchner Frauendoms durch Kardinal Faulhaber umgestaltet. Die Särge der dort beigesetzten Wittelsbacher wurden dabei in neue Wandnischen übertragen und hinter Grabplatten eingemauert.
Sein Herz wurde getrennt bestattet und befindet sich in der Gnadenkapelle von Altötting.
Zahlreiche Regimenter, Bauwerke, Straßen und Plätze wurden nach ihm benannt.
Ludwig III. heiratete am 20. Februar 1868 in Wien Erzherzogin Marie Therese von Österreich-Este (1849–1919), Tochter von Erzherzog Ferdinand von Österreich-Modena und seiner Gattin Erzherzogin Elisabeth Franziska Maria von Österreich. Aus der Ehe gingen dreizehn Kinder hervor:
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Luitpold | Prinzregent von Bayern 1912–1913 |
– |
Otto I. | König von Bayern 1913–1918 |
(Ende der Monarchie) |
Otto I. | Chef des Hauses Wittelsbach 1913–1921 |
Rupprecht |
Personendaten | |
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NAME | Ludwig III. |
ALTERNATIVNAMEN | Ludwig III. von Bayern |
KURZBESCHREIBUNG | bayerischer Prinz, Regent und letzter bayerischer König |
GEBURTSDATUM | 7. Januar 1845 |
GEBURTSORT | München |
STERBEDATUM | 18. Oktober 1921 |
STERBEORT | Schloss Nádasdy, Sárvár, Ungarn |